Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

262 derselben, der Abt von Lilienfeld, konnte selbst sein Leben nur mit vielen Bitten erhalten, die Bauern waren gegen ihn sosehr erbittert, weil er 1619 einige konfiszierte Güter des protestantischen und rebellischen Freiherrn von Jörger an sich gebracht hatte. Statt Waffenruhe begann vielmehr der Krieg von neuem, Stephan Fadinger rückte gegen Linz und begann am 24. Juni die Belagerung dieser Stadt; er forderte die Übergabe, den Abzug der Soldaten und die Auslieferung des Herberstorf. Dieser aber setzte die Stadt in Verteidigungsstand und rief die Bürger zu den Waffen. Auch Enns wurde von den Bauern unter Anführung des Hauptmannes Wurm belagert, der die Stadt vom Aichberg aus beschoss. Ein unerwartetes Ereignis hätte aber bald die ganze Lage der Dinge geändert; am 28. Juni um 5 Uhr abends ritt Fadinger trotzig um die Stadt herum und besichtigte die Mauern und das Landhaus; seine Bauern schimpften die Soldaten und forderten sie zum Kampfe heraus, da schossen diese aus dem Landhause auf den Fadinger, erlegten sein Pferd und zerschmetterten ihm den Schenkel. Seine Begleiter trugen ihn in die Vorstadt, die Soldaten fielen heraus und erbeuteten dessen Schwert und Pistolen. Am folgenden Tage schrieben die Stände an die Bauern wegen Betreibung der Unterhandlungen; Fadinger verlangte, sie sollen nach Steyr kommen, wo die k. Kommissäre sind, es begaben sich auch viele Adelige dahin. Am 2. Juli kamen mehrere ständische Mitglieder, die k. Kommissäre und der Bauernausschuss zusammen, umüber den Frieden zu unterhandeln, aber die Bauern machten sehr übertriebene Forderungen, wollten alles nach ihrem Willen haben und verlangten vorzüglich die Auslieferung des Herberstorf. Am5.JulistarbStephanFadingerzuEbelsberganseinerWunde, er wurde aber nicht, wie einige glauben, in Kleinmünchen, sondern zu Eferding begraben.125) An ihm verloren die Bauern ihre größte Stütze, einen Anführer voll Kühnheit und von unternehmenden Geiste. In Steyr begannen die Unterhandlungen von neuem und die Bauern 125) Kurz, Beiträge I., oder Geschichte des Bauernkrieges. S. 255

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