Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

260 sollte. Sie hatten 20 Kanonen und eine Prophetin bei sich, die ihnen die sonderbarsten Dinge verkündigte, sie war eine ledige Weibsperson; ihr Redner und Feldschreiber (wie sie ihn nannten) war ein geborener Steyrer und hieß Kühnast. Die Bauern nahmen auch noch an diesem Abende Garsten ein, besetzten es mit 30 Mann und nahmen alle Rüstungen, Pferde, Ochsen und den Wein weg, auch zu Gleink trieben sie es arg; in das Schloss zu Steyr legten sie eine Besatzung. Das Kapuzinerkloster, aus dem die Mönche entflohen waren, wurde um sechs Reichstaler von der Plünderung befreit. Am 1. Juni ließ Stephan Fadinger durch die Viertelmeister und den Trommelschlag die Bürger auf das Rathaus rufen; da wurden sie im Namen desselben durch den Feldschreiber aufgefordert, den Bauern Treue und Ergebenheit zu schwören, Gut und Blut für sie zu wagen. Einige katholische Bürger, unter ihnen Jakob Zettl, waren aber entflohen und entzogen sich dem Eide. Am folgenden Tage fingen die Bauern einen kranken, kroatischen Reiter und warfen ihn über die Brücke in die Enns hinab, auch waren sie gegen die Katholiken so erbittert, dass sich keiner durfte sehen lassen. Am 3. bekamen sie einen protestantischen Prediger vom Schloss Dorf, führten ihn in das Lager, wo er unter großem Zulauf und zur Freude vieler Bürger von Steyr predigte. Zettl und andere Katholiken waren indessen bei dem Pfarrer in Neustift, begaben sich dann nach St. Sebald, auf dem Berge zwischen Weyer und Gaflenz, wo Amt und Predigt gehalten wurde, als sie aber nach Weyer kamen, war schon ein Bote da, um Zettl abzuholen, der es auch wagte, nach Steyr zu gehen. Schon am 1. Juni hatte Fadinger eine Aufforderung an die Stadt Enns ergehen lassen, mit ihm sich zu vereinigen, am 3. erließ er aus seinem Feldlager zu Steyr wieder eine, die Bürger aber lehnten es ab und beriefen sich auf die nahe Ankunft der k. Kommissäre und ihre Entscheidung. Am 5. wurden die Bürger von Steyr auf das Rathaus vorgeladen, zehn Bauern saßen am Ratstische und Stephan Fadinger saß auf einem erhabenen Sitze obenan. Er trug vor, dass er 300 Bauern hier in Besatzung lassen wolle, die gutes Quartier und Versorgung erhalten sollten und verlangte, dass 200 Bürger mit ihm marschieren. Mittags zogen auch die Bauern nach

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2