Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

259 Stadt Enns zu begeben. Am 28. Mai entflohen alle Geistlichen von Steyr und die Mönche samt dem Abte von Garsten aus Furcht vor den Bauern, die schon mehrere Priester umgebracht hatten. Auch der katholische Bürgermeister, Johann Mayr, der Stadtrichter und Stadtschreiber samt andern Katholiken und den Beamten des Schlosses, den Rentmeister ausgenommen, begaben sich hinweg. Einige katholische Räte aber, unter ihnen Jakob Zettl, blieben und hielten am 29. Rat, was in dieser Lage zu tun wäre, allein Wolfgang Madlseder, im Herzen schon lange den rebellischen Bauern geneigt, riss alle Gewalt und die Leitung der Geschäfte an sich. Es kam auch ein Schreiben vom Fadinger und ein Ausschuss der Bauern nach Steyr mit der Anfrage, ob die Stadt sich denselben gutwillig ergeben wolle oder nicht; da keine Soldaten da waren, beschloss man die Übergabe. Mehrere Ratsherrn, an ihrer Spitze Madlseder, zogen nun nach Sierning auf die Wözl-Mühle hinaus, wo ein Bauernausschuss sich einfand, und die Unterhandlungen begannen. Bald darauf schickte Fadinger 50 Bauern als Vortrab nach Steyr, welche vom Madlseder freudig empfangen, und stattlich bewirtet wurden. Sie gingen in der ganzen Stadt herum, besahen den Pfarrhof und das Dominikanerkloster, ob nicht Geistliche da wären, in diesem war der F. Siegmund dageblieben, den sie über alles ausfragten. Es waren auch mehrere Messerer, Holzknechte und schlimmes Gesindel mit den Bauern, die alles untersuchen wollten, es wurde aber auf Madlseders Befehl gut versperrt, den F. Siegmund führten sie als Gefangenen auf das Schloss. Nachmittags kam ein Schreiben von den Bauern an, es wurde Rat gehalten und dasselbe vorgelesen; sie berichteten darin, dass sie am folgenden Tage von Kremsmünster aufbrechen und nach Steyr kommen wollten. Man soll sich daher mit Brot, Fleisch und Wein versehen, weil sie gegen 40.000 Mann stark seien. Es wurden nun alle Anstalten zu ihrem Empfange getroffen und am 31. am Pfingstsonntag abends, rückten sie wirklich heran, schlugen ihr Lager auf dem Felde beim Gottesacker auf, nahmen das Stroh von den nächsten Bauernhöfen weg, brachen die Zäune nieder und machten sich Hütten in so schöner Ordnung, als man es nur von einem regelmäßigen Kriegsheer erwarten

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