Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

257 Bemühungen der Kommissäre hatten nicht gleich den erwünschten Erfolg und regten viele zu einer großen Erbitterung auf; nun kam aber noch ein bedeutendes Ereignis dazwischen, welches die Reformation auf längere Zeit unterbrach und einen gänzlichen Umschwung der Dinge befürchten ließ, nämlich der schreckliche Bauernkrieg im Lande ob der Enns. Die bekannte damalige Neigung der Österreicher zum Aufstand, der rebellische Geist, der sie schon seit einiger Zeit ergriffen, zum Trotze und zur Verachtung der k. Befehle hingerissen, der Hass gegen die bayrische Regierung, und vorzüglich gegen den Statthalter Herberstorf, der sich nebst seinen Soldatenmancher Härte, Erpressungen und Ungerechtigkeiten schuldig gemacht hatte, der Zwang, die protestantische Religion zu verlassen oder auszuwandern, war schon früher 1625 Veranlassung zu Unruhen und gewaltsamen Auftritten unter den Bauern in Natternbach und Zwiespalten, welche zwar bald wieder gedämpft wurden, aber eben durch das rechtswidrige und grausame Benehmen des Herberstorf, welches alle Bauern inWut versetzte, nun den allgemeinen fürchterlichen Aufruhr herbeiführten124). Die Bauern verließen sich nicht allein auf ihre Kraft und Waffen, sondern hatten sogar mit dem Könige Christian von Dänemark, der gegen den Kaiser für die protestantische Religion und ihre Bekenner kämpfte, Unterhandlungen eingeleitet, und dieser versprach ihnen später in einem Schreiben und durch einen Abgesandten seinen Beistand. Dieser hieß Skultetus (Schulz) und war Hofprediger des Friedrich von der Pfalz. Die Veranlassung zum eigentlichen Ausbruch gab ein Streit am 17. Mai zwischen bayrischen Soldaten und Bauern in einem Wirtshause bei Haybach, unweit von St. Agatha und demFadingerhof; diese wurden von ihnen auf mancherlei Weise gequält, bald aber rotteten sich mehrere zusammen, und erschlugen sechs oder sieben Soldaten. Noch in derselben Nacht wurden die Bauern ringsherum aufgeboten, 1000 derselben sammelten sich bald. Am folgenden Tage eilte Stephan Fadinger, der früher ein Hutmacher, nun aber Besitzer eines großen Bauerngutes in dieser Gegend war und sich an die 124) Kurz, Beiträge. I. Bd. Einleitung.

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