Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

256 gebraucht worden waren, nach Linz abgeliefert werden sollten; es fanden sich deren noch fünf vor. Am 9. erschien ein neues Dekret; es mussten nun alle Häuser, mit Zuziehung des Stadtpfarrers, Achaz Schrott, und anderer Priester, untersucht, die protestantischen Bücher abgefordert und weggenommen werden. Es wurden vier Visitations-Kommissionen ernannt, welche ganz unvermutet in den Häusern der verschiedenen Teile der Stadt erschienen und vier Tage lang untersuchten. Im Ennsdorf allein wurde ein Wagen voll Bücher zusammengebracht; in der ganzen Stadt aber betrug es über zwanzig Wagen. Dabei erklärten die Protestanten, es wäre ihnen lieber, wenn man ihnen die Seele aus dem Leibe risse, als dass man diese Bücher wegnehme. — Am 12. Februar kamen wieder k. Kommissäre, unter ihnen der Abt von Göttweig, hier an und übergaben den Dominikanern förmlich die Kirche und auch das Kloster zum immerwährenden Besitze; als Entschädigung für die von den Bürgern aufgewandten Baukosten sollte ihnen die bisherige, lange Benützung desselben genügen. Auch wurden die protestantischen Bürger auf den Pfarrhof vorgefordert und ihnen aufgetragen, bis zum 8. April ihren Entschluss zu fassen, entweder katholisch zu werden oder aus dem Lande zu wandern. Am 3. März erschienen Kommissäre, um alle Amts- und Gerhabschafts-Rechnungen bei der Stadt von 1617 bis 1625 zu untersuchen, womit sie sich 14 Tage beschäftigten. Am 13. und 14. März wurden die Leute im Spitale und in den Armenhäusern durch die Kapuziner zum katholischen Glauben bekehrt, zwei Paar Eheleute ausgenommen, die auch deswegen in das Spital zu St. Peter gebracht wurden. Am 26. mussten bei Lebensstrafe alle Gewehre jeder Gattung auf dem Rathaus abgeliefert werden. Am 8. April, als die zugestandene Zeitfrist abgelaufen war, wurdendieBürger vomMagistrate vorgerufen, umihreErklärungdem Bürgermeisterschriftlichzuübergeben,obsiekatholischwerdenwollen, oder nicht; den ersteren wurden die Soldaten ausquartiert, den andern aber in das Quartier gelegt, 10, 20Mann, ja in dieHäuser der Reicheren auch 100 Mann. Aber alle diese Anstalten zur Bekehrung und die

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