Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

253 ihrigen nach Dorf an der Enns hinab. Das Kloster selbst aber wurde damals den Dominikanern noch nicht übergeben. Da nun überhaupt alle katholisch werden oder aus dem Lande wandern sollten, zogen viele vermögliche Bürger von Steyr weg und begaben sich nach Regensburg oder nach Ungarn und Unterösterreich, wo die Reformation nicht so scharf vollführt wurde. Andere aber hielten in ihren Häusern heimliche Zusammenkünfte und predigten aus ihren Hauspostillen; dies wurde aber entdeckt und verboten und allen befohlen, in die Pfarrkirche zu gehen, dem Gottesdienste und der Predigt beizuwohnen, um sich so in der katholischen Religion unterrichten zu lassen. Allein sie beobachteten es nur selten, spotteten darüber, und die Bekehrung ging nur wenig vorwärts. Daher erließ der Kaiser 1623 neue Befehle in dieser Hinsicht, am 20. Jänner kamen wieder die Kommissäre Graf von Herberstorf und der Abt von Göttweig hierher; letzterer hielt in der Pfarrkirche eine Predigt und ermahnte die Bürger, fleißig dem katholischen Gottesdienste beizuwohnen. Am 27. desselben Monats ließ Herberstorf die Bürger auf das Rathaus rufen, um ihnen das nämliche einzuschärfen und es wurde jenen, die nicht katholisch werden wollten, aufgetragen, ihre Sachen in Ordnung zu bringen und weiterzuziehen. Die alten Ratsherrn erhielten einen derben Verweis, dass sie schlecht gewirtschaftet und Schulden gemacht, schon zum fünften Male rebelliert, die Stadt den aufrührerischen Ständen übergeben, ja sogar die Türken um Hilfe angerufen und Abgesandte an sie geschickt hätten. Als die Stände dem Sultan in Konstantinopel ein herrliches Bankett gaben, seien die Herren von Steyr auch dabei gewesen, daher käme nun die große Schuldenlast. Ob die letzte Beschuldigung begründet war, lässt sich nicht mehr entscheiden. Nun sollten auch alle Ämter mit Katholiken besetzt werden; es waren aber nur mehr 16 solche Bürger da, meistenteils unvermögliche Handwerker. Diese wurden von den Kommissären am 28. Jänner vorgerufen und mussten jene katholischen Bürger vorschlagen, die zu den Ämtern tauglich wären. Am folgenden Tage wurde aber die ganze Bürgerschaft auf das Rathaus vorgeladen, der Magistrat von den Kommissären geändert, der nicht beliebte Nikolaus Preinfalk zum

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