Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

252 binnen acht Tagen das Land verlassen sollen, weil sie nie aufgehört haben, die katholische Religion zu schmähen und die Untertanen zum Aufruhre zu reizen. Zur Vollziehung dieser Befehle in Ansehung der Reformation wurden als Kommissäre ernannt der Statthalter Graf von Herberstorf, Doktor Georg Falb, Abt zu Göttweig, D. Johann Spindler von Hofeck und Konstantin Grundemann von Falkenberg. Sie sollten auch überall den protestantischen Magistrat abschaffen, und einen katholischen einsetzen. Am 9. Oktober kamen sie nach Steyr, und machten bekannt, dass diejenigen, welche die letzte Rebellion erwecken halfen, sich innerhalb sechs Wochen zu ihrer Verantwortung nach Linz stellen sollen. Am 12. desselben Monats wurden von den Kommissären alle lutherischen Kirchen gesperrt und in ihrer Gegenwart auf den verschiedenen Plätzen das Dekret wegen Entfernung der Schullehrer und Prediger verlesen, wenn nach dieser Zeit noch einer im Lande angetroffen würde, so soll er an Leib und Leben gestraft werden. Sie wurden auch wirklich vertrieben, und selbst die protestantischen Offiziere unter dem allhier imQuartier liegenden Fußvolke abgedankt und andere an ihrer Stelle aufgenommen. Schon früher war den Bürgern zu Steyr vom Statthalter befohlen worden, die ehemalige Dominikaner-Kirche und das Kloster, welches nun immer das protestantische Schulhaus war, samt den Schlüsseln, Büchern, Ornaten und Kelchen dem Orden wieder einzuräumen; der Magistrat weigerte sich aber stets und wollte es nicht übergeben, bis die auf viele tausend Gulden sich belaufenden Unkosten der Erbauung desselben von den Dominikanern bezahlt sein würden, wozu sie vermöge des oben angeführten Vertrages von 1559 ein Recht hatten. Die Mönche hielten sich indessen in Linz auf und warteten auf die Übergabe, gaben auch deswegen eine Bittschrift an Herberstorf ein. Am 10. November nun musste die Kirche, welche die Protestanten so lange besaßen, den Dominikanern übergeben werden; der Abt von Göttweig weihte sie neuerdings ein, und es wurde vom P. Alexius, einem Kapuziner, die Dankpredigt gehalten. Dann wurde an Sonn- und Feiertagen, auch amFreitage, immer katholischer Gottesdienst gehalten; die Protestanten zogen gewöhnlich zu dem

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