Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

251 kommen; wer nicht Reichstaler hatte, erhielt kein Fleisch; die Fleischhauer kamen nicht in die Stadt herein, man musste zu ihnen hinaus nach Sierning, Ternberg, in die Raming usw. Es war kein Wochenmarkt, kein Bauer brachte Getreide in die Stadt; die Bürger schleppten Silbergeschmeide, Zinngefäße, Bettzeug und dergleichen Sachen auf das Land hinaus, um Getreide einzutauschen. Im folgenden Jahre, 1623, dauerte die Not fort; das Geld wurde auf den vierten Teil des Wertes herabgesetzt, und es entstand ein großer Geldmangel. Endlich wurden wieder bessere Münzen geprägt, das lange Geld eingewechselt und die Sachen in den vorigen Preis und Wert gesetzt. In diesen Jahren, unter der bayerischen Herrschaft, waren die sonst gewöhnlichen Wahlen unterblieben; schon längere Zeit war Joachim Händl Bürgermeister und Wolfgang Madlseder, der bald eine große Rolle spielte, Stadtrichter. K. Ferdinand und sein Verbündeter, H. Maximilian von Bayern, waren in dem fortgesetzten Kampfe immer glücklich gewesen, der tapfere Tilly schlug nacheinander alle seine Gegner aus dem Felde, siegreich und mächtig stand Ferdinand da, und nun begann er mit Kraft die Reformation in seinen Staaten. Nicht ganz mit Unrecht gab er dem Protestantismus seine Drangsale und die Empörungen Schuld; daher ward nun die Zurückführung seiner Untertanen zum katholischen Glauben sein Hauptziel. Besonders 1624 begann diese Reformation; Kommissäre wurden nach Böhmen und Mähren geschickt und bekanntgemacht, dass alle Protestanten katholisch werden, oder das Land räumen sollen. In Linz war eine eigene Strafkommission für Oberösterreich vermöge k. Dekretes vom 1. Oktober eingesetzt, welche die Schuldigen an der früheren Empörung genau untersuchen, und die Strafe derselben bestimmen sollte121). Überhaupt ergingen scharfe Dekrete gegen dieses Land; schon am 30. August, und nun wieder am 4. Oktober, wurde der Befehl erlassen, dass alle protestantischen Prediger und Schullehrer 121) Kurz, Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns. I. Bd. S. 65 u.s.w.

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