Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

250 am 8. November die entscheidende Schlacht auf dem weißen Berge vor Prag. Friedrich von der Pfalz entfloh aus der Hauptstadt, welche sich dem Sieger ergab, die Bürger und Stände leisteten den Eid der Treue und lieferten ihre Waffen aus. Nach drei Monaten ging das Gericht über die Rebellen los; es war fürchterlich, aber nicht ungerecht. Der Krieg gegen die Anhänger des Friedrich von der Pfalz, den Grafen Mannsfeld, Christian von Braunschweig und Georg Friedrich von Baden dauerte indessen immer fort, gegen welche der bayerische General Graf Tilly manche glückliche Gefechte lieferte. Im Lande ob der Enns herrschte nun Maximilians Statthalter, Graf von Herberstorf; er ließ ein ganzes Regiment Truppen werben; die katholischen Bürger in Steyr, nunmehr 16 an der Zahl, baten ihn um Befreiung von dem lästigen Quartier und erhielten sie auch. Am 3. Dezember errichteten die Kapuziner ihr hohes Kreuz wieder vor der Kirche, und die Glocken, welche ihnen Nikolaus Preinfalk, einst Stadtschreiber in Steyr, hatte machen lassen und der Abt von Garsten geweiht hatte, wurden zum ersten Male geläutet. In diesem Jahre 1621 fing auch das sogenannte lange Geld an, welches eine schlechte Münze war; es bestand aus Zwölf- und Vierundzwanzig-Kreuzerstücken, kleinen Groschen und bayerischer Landmünze. Das gute Geld ward sehr selten, und alles sehr teuer, vorzüglich im folgenden Jahre. 1622 am 6. Juli wurden 300 Mann vom Herberstorferischen Regimente hier einquartiert, welche Nahrung und Sold erhalten mussten, welches große Auslagen verursachte. Am 2. November kam der Kaiser mit seiner Gemahlin nach Steyr und übernachtete im Schloss; er reiste mit 1000 Mann und 200 Heerwagen nach Regensburg zum Reichstage, auf dem Friedrich von der Pfalz seiner Kurwürde entsetzt wurde, welche H. Maximilian von Bayern erhielt. Auf dessen Befehl wurde nun auch das lange Geld auf die Hälfte des Nennwertes herabgesetzt, ein Dukaten auf 10 fl., ein Taler auf 6 fl., das Kupfergeld und die bayerische Landmünzewurde gänzlich verboten,undderPreisderLebensmittel festgesetzt.NunwuchsdieNot ungemein, einMetzenRoggen kostete 24 fl., und kaumwar einer zu be-

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