Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

249 Waffen zu üben. Am 28. Dezember kam Hauptmann Fuchs von den Landständen abgesandt, und nahm mit Hilfe des von der Stadt geworbenen Kriegsvolkes das Schloss ein, besetzte und bewachte es wohl. Da die Stände alle Gewalt ausübten, so ließ er die Stadt überall verschanzen, am Gilgentore wurde ein hölzerner Turm mit Schießlöchern errichtet, vor allen Toren Schanzen und Schranken gemacht, auch in den Feldern um das Ennsdorf herum. Auf der Fischhub wurde ein hölzernes Blockhaus gebaut und mit Soldaten besetzt; dann zogen 300 Bauern und Zimmerleute hinab, um einen Verhau im Amtsholze zu machen. Wolfgang Madlseder, Stadtrichter, ein gewandter, aber unruhiger Mann, ward oberster Kriegskommissär; überall ertönte das Feldgeschrei, denn man fürchtete den heranrückenden k. General Boucquoi, der sich aber nach Böhmen zog. Allein bald drohte die Gefahr von einer anderen Seite. H. Maximilian sammelte sehr viele Truppen und lagerte sich bei Ulm; man wusste nicht, wohin er sich wenden würde und traute ihm nicht. Daher wurde 1620 zu Steyr an den Befestigungen fortgearbeitet, ein italienischer Schanzmeister aufgenommen, der monatlich 40 fl. Gehalt erhielt, und die Stadt verschanzte, vorzüglich bei der Fischhub gegen Unterösterreich, und bei Taschelried, in der Nähe des Tabors; die Arbeit wurde nicht einmal an Sonn- und Festtagen eingestellt. Allein es war alles vergebens; denn plötzlich rückte H. Maximilian Von Bayern mit 24.000 Mann in Schärding ein und ließ seine Ankunft den Ständen bekannt machen, die zum Widerstande noch nicht hinlänglich gerüstet waren. Bald war er in Linz, und am 20. August wurde dem Herzoge im Namen des Kaisers unbedingte Huldigung geleistet. Schon am 17. desselben Monats waren auch zu Steyr 7 Fahnen Fußvolk vom Anhaltischen Regimente, welches meistens aus Franzosen und Niederländern unter dem Obersten Gallas bestand, eingezogen, ohne Widerstand zu finden; die Schlüssel zum Rathause, Zeughause und zu den Toren mussten ausgeliefert werden. H. Maximilian brach am 26. von Linz auf, ließ zwei Regimenter als Besatzung im Lande, setzte den Grafen Adam von Herberstorf als Statthalter ein, zog nach Unterösterreich, vereinigte sichmit denTruppen des Boucquoi, drang inBöhmen vor und gewann

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