Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

248 aus Krain, Besitzer von Schwertberg und Windeck, dessen Absicht war, die katholische Religion in ganz Deutschland auszurotten, die geistlichen Güter zu plündern und den Habsburgischen Stamm vom Thron zu bringen. Er trat in Verbindung mit den protestantischen Höfen und in offenen Bund mit den Böhmen. In Oberösterreich rüstete man sich, am Mittwoch vor Pfingsten wurde auch in Steyr die Bürgerschaft gemustert, der dreißigste und zehnte Mann wurde ausgehoben, und die andern, welche das Los traf, mussten die übrigen erhalten und ihnen durch ein ganzes Jahr wöchentlich einem jeden 15 kr. zahlen. Diese Bürger-Soldaten zogen täglich mit Trommel und Pfeifen auf die Wache, und von derselben hinweg. Die Stände ob der Enns schickten ihren Anführer, Gotthard von Starhemberg, mit Truppen nachUnterösterreich; er besetzte Ybbs, plünderte die Maut daselbst und rückte gegen Melk, welches er, aber fruchtlos, belagerte. Indessen waren die böhmischen Truppen unter Anführung des Grafen Thurn in Mähren eingerückt, wo ihm alles zufiel, und bald stand er vor Wien. Ferdinand wurde in seiner Burg belagert, aber unerschüttert wollte er lieber untergehen, als sich den Rebellen ergeben. Mehrere protestantische Häupter des Aufruhres in Wien waren einst sogar in sein Gemach gedrungen, und wollten ihn mit Drohungen zur Bewilligung ihrer Forderung bewegen; da ertönten plötzlich auf dem Burgplatze die Trompeten der Kürassiere, welche auf der Donau von Krems herabgefahren und durch ein unbewachtes Tor hereingekommen waren. Schrecken ergriff die Rebellen, die treuen Bürger fassten Mut, die Böhmen zogen ab und Ferdinand eilte nach Frankfurt, wo er am 28. August zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Die Böhmen hatten sich Friedrich, Kurfürst von der Pfalz, zumKönige erwählt und ihn gekrönt. K. Ferdinand aber schloss ein enges Bündnis mit Maximilian, dem Herzoge von Bayern, vermöge dessen dieser die Bezähmung des rebellischen Landes ob der Enns übernahm, welches er auch zum Ersatze der Kriegskosten als Pfand erhielt. In Steyr wurde die Bürgerschaft neuerdings gemustert und in vier Fahnen abgeteilt, Hanns Aumayr vom Ennsdorfe war ihr Hauptmann; ein Leutnant wurde aufgenommen, dieselbe in den

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