Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

247 Art, an Umwälzungen, schnellem Glückswechsel, blutigen Siegen und Niederlagen, wie die Geschichte glücklicherweise nur selten aufführt. Ein trauriges Gemälde entwickelt sich von inneren Kriegen und Aufruhr, Blut und Mord, eines dreißigjährigen Kampfes, welcher Deutschland verheerte, die schönsten Gegenden in Wüsten verwandelte, mächtige und reiche Städte verödete. Vorzüglich traf dieses Schicksal auch die Stadt Steyr, die ihrem völligen Untergange nahe war. Mächtig und blühend stand sie damals da, reiche und adelige Familien lebten in ihrenMauern, Wohlstand herrschte und der Handel blühte, die Jugend wuchs in Wissenschaften heran. Feuer und Wasser, die nebst den Unbilden der Zeit so oft amVerderben der Stadt arbeiteten, konnten doch den Wohlstand derselben nicht zerstören; sie erhob sich immer wieder blühend aus ihren Ruinen empor. Aber der Übermut und Freiheitssinn nach demGeiste der Zeit hatte auch ihre Bürger ergriffen, die ewigen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten, Unduldsamkeit und wechselseitigen Hass erweckt, die Maßregeln K. Rudolph’s II. und Mathias I. waren nicht geeignet, denselben zu vertilgen. Der Protestantismus hatte, wie im Lande, so auch zu Steyr überhandgenommen, wo nur mehr 18 katholische Bürger waren, und diese mussten Spott und Verfolgung erleiden. Mehrere Aufstände und der Bruderzwist zwischen Rudolph und Mathias hatten den Geist der Rebellion genährt, die Achtung und den Gehorsam gegen den Landesfürsten fast vernichtet und den widerspenstigen, kriegerischen Geist großgezogen. Dies war ebenso beimAdel, als Bürgerstande und dem gemeinen Volke der Fall. Daher wurde auch nun schnell die Verbindung der ob der ennsischen Stände, die größtenteils Protestanten waren, mit den böhmischen Rebellen geschlossen, Truppen ausgehoben, die Bürger zu den Waffen, zum Widerstande gegen den streng katholischen Ferdinand, ja zum Angriffe gegen ihn aufgerufen. In diesem Wirbel der Unruhen und Rebellion wurden vorzüglich auch die Bürger von Steyr, damals und später, hineingezogen. Die Stände ob der Enns hatten unter nichtigen Vorwänden dem K. Ferdinand die schuldige Huldigung verweigert oder zu verzögern gesucht; an ihrer Spitze stand Erasmus Tschernembel

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