Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

246 VII. Abschnitt. Von der Regierung Kaiser Ferdinand’s II. bis zum Tode des Kaiser Ferdinand’s III., 1619 bis 1657. Dreizehntes Kapitel Vom Regierungsantritte Kaiser Ferdinands II. bis zum Jahre 1630. Unter trüben Umständen, wo alles in Gärung war und ein erbitterter Kampf drohte, übernahm Ferdinand II. die Regierung über Österreich, Ungarn und Böhmen; und eine Zeit begann, so reich an Ereignissen, Unfällen und Unglück aller Anmerkung. Mit dem Jahre 1618 hören, leider, die Annalen Prevenhubers auf; aber an seine Stelle tritt nun eine geschriebene Chronik, welche in mehreren Abschriften vorhanden ist, und gewöhnlich, aber nicht immer, den Titel hat: „Anhang“, welchen Herr Tilmetz, der Philosophie und Medizin Doktor, den steyrischen Annalen annektiert hat, kontinuiert von 1618 bis 1631. Allein sie beginnt eigentlich von 1612, und währt bis 1636, so das Exemplar, dessen ich mich bediente, und welches auch keine Unterschrift, den Tilmetz betreffend, hat; nur ist eine Ansicht von Steyr aus jener Zeit beigegeben. Der Verfasser dieser Chronik ist unstreitig Jakob Zettl, der immer von sich in der ersten Person spricht, als Augenzeuge die Begebenheiten erzählt, und auch seine eigenen Schicksale darstellt. Es wäre wahrhaft lächerlich, wenn ein anderer, z. B. Tilmetz, so von Zettl geschrieben hätte; nur die letzten Blätter, in denen gewöhnlich in der dritten Person von ihm gesprochen wird, mögen von einem ändern, vielleicht aus Zettls Notaten, hinzugefügt worden sein; wahrscheinlich war jener Tilmetz, aus einer bekannten steyrischen Familie, der Sammler und Ordner davon. Zettls Geburtsort ist unbekannt; er war zuerst Soldat unter den Bayern im Kriege gegen Salzburg 1612, kam dann nach Steyr, wo er eine verheiratete Schwester hatte, war Färbermeister, und besaß das Haus Nr. 21, im Ennsdorf. Er war ein in denGeschäften gewandterMann, ward BruderhausVerwalter, Viertelmeister, Herrenhaus-Verwalter, Stadtgerichts-Beisitzer und Ratsherr, war einer von den wenigen katholischen Bürgern in Steyr, und litt deswegen große Verfolgungen, besonders während der BauernRebellion. Er starb 1647, wenigstens ist sein Testament von diesem Jahre im städtischen Archive vorhanden, worin er unter ändern auch jedem Geistlichen der Stadt einen Kronentaler vermachte.

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