Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

245 verboten. Die Protestanten in den Städtchen Klostergrab und Braunau erbauten sich nun eigenmächtig eine Kirche, die dann auf Befehl des K. Mathias niedergerissen wurde, und mehrere Teilnehmer kamen in das Gefängnis. Dies bewirkte unter ihren Glaubensgenossen eine große Aufregung; die ohnehin unruhigen und missvergnügten Köpfe, denen der streng katholische Ferdinand ein Dorn im Auge war, an ihrer Spitze Mathias Graf von Thum, beriefen einen Landtag nach Prag, und sandten eine Bittschrift an den Kaiser ab, worauf aber eine Antwort in ungünstigen Ausdrücken, wie sie es verdienten, erfolgte. Nun gerieten die versammelten Stände in Aufruhr, bewaffneten sich, und drangen am 23. Mai 1618 mit starkem Gefolge in den Saal des königlichen Schlosses, wo die Statthalter des Kaisers Rat hielten, ergriffen den Grafen von Martinitz, den Slawata und den Sekretär Fabricius, und stürzten sie aus den Fenstern 80 Fuß tief in den Schlossgraben hinab, weil sie dem Vorgeben nach Unterdrücker der Protestanten und der Freiheit Böhmens gewesen wären; wie durch ein Wunder entkamen sie, nur wenig beschädigt, dem fürchterlichen Sturze. Diese schreckliche Tat verscheuchte alle Hoffnung zu einer Aussöhnung; der Pöbel wurde aufgeregt, die Jesuiten wurden verjagt, die Schätze der katholischen Kirchen geplündert, die Regierung dreißig Direktoren übertragen, und ein Manifest zur Rechtfertigung ihrer Handlungen erlassen. K.Mathiaswollte nochdenSturmdurchGüte beschwichtigen, aber vergebens; daher sandte er nun Truppen unter Anführung des Dampierre und Bucquoy gegen Böhmen. Sie richteten aber wenig aus, besonders da auch Graf Mannsfeld mit mehreren Tausenden sich mit den Rebellen vereinigte, und Pilsen eroberte. Mathias wollte noch einmal denWeg der Unterhandlungen versuchen; allein der Tod machte am20. März 1619 seinemLeben ein Ende, nachdem ihmzuvor seine Gemahlin Anna und sein Bruder Maximilian vorangegangen waren.

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