Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

244 hatten die k. Kommissäre, der Burggraf, Anton Abt zu Kremsmünster, und Anton Abt zu Garsten auch den Magistrat eingeladen, welcher aber unter verschiedenem Vorwand nicht erschien. Als man zu diesem Baue den Sand unweit davon ausgrub, kamen die Arbeiter auf einen großen Haufen von Totengebeinen, deren zur Nachtzeit viele in die Enns geführt wurden. Die Meinungen darüber waren verschieden; das wahrscheinlichste ist aber, dass einst bei einer großen Pest die Leichname daselbst in eine große Grube geworfen worden sind. Am 24. Oktober ist endlich auch die Spitalkirche, in der so lange Zeit der protestantische Gottesdienst, und seit beiläufig 1600 gar keiner gehalten worden ist, vom Abte zu Garsten wieder zur katholischen Gottesverehrung hergerichtet worden; er hielt das Hochamt, und P. Dominikus, ein Kapuziner, die erste Predigt in derselben120). K. Mathias, welcher schon alt und kinderlos war, hatte, da seine Brüder Maximilian und Albrecht freiwillig der Nachfolge in der Regierung entsagten, den kraftvollen Ferdinand, Sohn des Erzherzogs Karl in der Steiermark, geboren zu Graz 1578, zu seinem Nachfolger in allen Staaten bestimmt. Er wurde auch 1617 in Böhmen, und 1618 in Ungarn als König gekrönt, und K. Mathias glaubte, für die Ruhe seiner Länder in der Zukunft gesorgt zu haben; allein im Buche des Schicksals war es ganz anders bestimmt. Das Ende seines Lebens sollte noch durch eine gewaltige Rebellion verbittert werden, die in Böhmen ausbrach, und sich immer weiterverbreitete. Der Geist des Aufruhres war schon zu lange herrschend geworden; man war gewohnt, dem Könige Gesetze vorzuschreiben, und Privilegien abzuringen. Da war nun ein Funke hinreichend, eine Feuersbrunst zu erregen, welche dreißig Jahre, voll Blut und Jammer, kaum zu löschen vermochten. K. Rudolph II. hatte den Herren, Rittern und landesfürstlichen Städten das Recht erteilt, Kirchen zum protestantischen Gottesdienste zu erbauen, allen andern war es aber 120) Nach Prevenhuber, S. 357, und vorzüglich nach dem städtischen Archiv.

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