Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

242 dazu einen Schützenmeister, zwei Unterschützenmeister, einen Fähnrich und Schreiber bestimmt. Um diese Zeit erhielt auch der Herr Siegmund, Freiherr von Lamberg, Sr. Majestät geheimer Rat, der Kaiserin Oberst-Hofmeister, das Burggrafenamt in Steyr. 1615 war eine große Kälte und eine Menge Schnee bis zum St. Georgstag, wodurch eine bedeutende Teuerung vermöge des Misswachses entstand; der Magistrat kaufte viel Getreide in Ungarn und Österreich unter der Enns, und gab es den Armen um einen billigen Preis; selbst Fremde kamen nach Steyr, und kauften von den Magazinen. Am 18. Mai brannten in Eisenerz 80 Häuser mit mehreren Schmelzwerken ab, wodurch auch die Steyrer litten, da nun das Eisen um vieles teurer ward. Solche Feuersbrünste gab es vorzüglich viele 1616, wo ein so heißer Sommer war, dass schon vor der Sommerwende die Ernte war. Man hielt deswegen zu Steyr bei Tage und Nacht Wache und Aufsicht über fremde, verdächtige Leute. Aus dieser Ursache wurden auch die Johannesfeuer verboten, die man gewöhnlich auf der Enns hinabfließen ließ, und wobei man schoss und Raketen warf. Nachdem in Religionssachen einige Jahre hindurch Ruhe gewesen war, begann jetzt wieder der Streit zwischen dem Magistrate und dem Abte von Garsten aufzuleben. Seit 1605 gab sich der Abt Johann Wilhelm viele Mühe, dem gänzlichen Verfalle der katholischen Religion in Steyr abzuhelfen, und diesen Gottesdienst in der Bruderhaus- und Spitalkirche einzuführen; allein es gelang ihm nicht. Nun aber 1616 brachte es sein Nachfolger, Abt Anton II., dahin, dass ihm von dem Magistrate die Schlüssel zu beiden Kirchen übergeben wurden. Die Bruderhauskirche wurde nun nach katholischer Vorschrift neu eingeweiht, und am 29. Juli in derselben wieder der erste katholische Gottesdienst gehalten. In Ansehung der Spitalkirche stemmte sich aber der Magistrat sehr entgegen, wandte sich an die Landstände, ja die Sache gelangte sogar an K. Mathias selbst, der unterm 13. Dezember an den Abt schrieb, er soll nur diese Kirche eröffnen, den störenden Durchgang neben derselben aufheben, oder doch während des Gottesdienstes ver-

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