Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

241 Am 12. Juli kam der Kaiser mit seiner Gemahlin und dem ganzen Hofstaat, auf seiner Reise zum Reichstage in Regensburg, nach Steyr; er wurde vom Magistrate vor dem Gottesacker an der Grenze des Burgfriedens feierlich empfangen. Die Bürgerschaft war vom Gleinker- bis zum Gilgentor in schöner Rüstung aufgestellt, das Geschütz wurde losgebrannt. Der Stadtschreiber hielt eine Anrede, der Bürgermeister überreichte die Schlüssel der Stadt, welche der Kaiser durch Melchior Klessel, Bischof zu Wien, mit der gnädigen Bemerkung wieder zurückgab, dass er an der Regierung der Stadt besonderes Wohlgefallen habe. Die Majestäten blieben aber nicht in derselben, sondern zogen nach Garsten hinaus, wo Höchstdieselben übernachteten; am folgenden Tage speisten sie im Schloss zu Steyr beim Burggrafen, Georg von Stubenberg, und setzten dann die Reise nach Kremsmünster fort. 1614 im Juli war eine sehr große Versammlung der Stände aller, dem österreichischen Hause angehörigen Länder in Linz, unter Vorsitz Sr. Majestät des Kaisers; von der Stadt Steyr war Georg Thalhammer, Ratsbürger, als Abgeordneter dabei. Es wurde über Krieg oder Frieden mit den Türken und Siebenbürgen beratschlagt, und letzterer beschlossen. In diesem Jahre war zu Steyr ein großes, berühmtes Freischießen mit Feuergewehren, welches die Schützengesellschaft mit Bewilligung des Magistrates gab, wozu gedruckte Einladungen in weite Fernen versendet wurden. Es begann sonntags, am 7. September. Das erste Beste war ein silberner und vergoldeter Becher, im Werte von 100 fl.; dann mehrere grüne, seidene Fahnen, mit dem Wappen der Stadt geziert; das Einlegegeld war 4 fl. Die damals gewöhnliche Schießstätte war oberhalb des Stadtgrabens, wo jetzt die Felder an der südwestlichen Seite des Mayrgartens sind. Es erschienen dabei viele Schützen aus Wien, Landshut, München, Regensburg, Nürnberg und Breslau, aus der Steiermark, Kärnten und Krain, mehrere benachbarte Adelige und Ritter. Nebstbei warfürandereUnterhaltungengesorgt,z.B.Kegelspiel,Hahnerschlagen u. s. f.. Das Ganze dauerte vier Wochen; Alles begann und endete in Ordnung und Frohsinn. Der Magistrat hatte aus seiner Mitte

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