Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

240 und dann nach Lambach; plötzlich ließ er aber seine Soldaten gegen Linz vorrücken; da schlossen die Stände mit ihm einen Vertrag, wodurch ihm der freie Übergang über die Donau gestattet wurde, er aber sobald als möglich Österreich verlassen sollte. Am 13. und 14. Jänner geschah der Abzug von Linz in das Mühlviertel; nach langem Zögern daselbst brachen sie in Böhmen ein, eroberten Budweis durch List, und auch andere Orte, und rückten vor Prag, wo sie ihr Lager aufschlugen, wie sie vorgaben, zur Hilfe K. Rudolphs. Die Bürger aber fürchteten für ihre Freiheiten, verteidigten sich, und riefen K. Mathias herbei; die Böhmen versammelten sich immer mehr, und befreiten Prag, Ramee zog sich nach Budweis zurück. K. Mathias begab sich nun nach Prag, hielt dort einen feierlichen Einzug, K. Rudolph entsagte auch der böhmischen Krone, am23. Mai wurde mit derselben Mathias gekrönt. Ramees Kriegsvolk wurde aufgelöst, er selbst später im Elsass auf Befehl des Erzherzoges Leopold enthauptet 118). K. Mathias ordnete die Regierung des Landes, und begab sich dann nach Wien, wo er sich am 4. Dezember mit Anna, der Tochter Ferdinands von Tirol, vermählte, zu welcher Feierlichkeit auch die Stadt Steyr eingeladen wurde. K. Rudolph überlebte diese Unfälle nicht lange, denn als schon wieder neue von Seite der Kurfürsten ihm drohten, machte der Tod am 10. Jänner 1612 seinem bewegten und traurigen Leben ein Ende. Am 3. Juni darauf wurde Mathias einstimmig zum römischen Kaiser erwählt. 1613 am 20. Februar in der Faschingsnacht drohte der Stadt eine sehr große Gefahr; es erhob sich plötzlich ein Feuer in der Mühle zwischendenBrücken, verursacht durcheineGlut, welchedie Schleifer unverwahrt hatten stehen lassen; die Leute waren im tiefen Schlafe, und die meisten wegen der Unterhaltungen des Faschingstages zum Löschen wenig geeignet, und die Gefahr steigerte sich dadurch, dass der zunächst an der Ennsbrücke stehende Turm oder das Tor zugleich der Pulverturmwar. Es lief aber alles doch ziemlich gut ab, indem sich das Feuer auf die Mühle beschränkte, und nicht weitergriff. 118) Schicksale des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen, von Kurz. Prag 1831.

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