Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

239 nur einige fielen ihm zu und gingen nach Prag, wo er sich immer aufhielt. Dieses alles wurde auch dem K. Mathias bekannt, die Stimmung feindseliger, und man rüstete sich zum Kriege. Doch mehrere Reichsfürsten vermittelten den Streit in einer Zusammenkunft zu Prag, es wurde die Abdankung der Passauer-Soldaten innerhalb eines Monates, und die Entlassung des österreichischen Aufgebotes festgesetzt. Dieses ging auch bald auseinander, aber jene blieben beisammen, wahrscheinlich weil sie den rückständigen Sold noch nicht erhalten hatten, und es dem Kaiser an Geld fehlte, sie zu befriedigen. Da es aber nun an Lebensmitteln mangelte, brachen sie in aller Stille plötzlich am 21. Dezember nachts auf, fielen in Österreich ein, zogen über Marsbach nach Wesenufer, plünderten und mordeten. Ihr Anführer war der Oberst Laurentius Ramee, ein Wallone, (den die Bauern wegen der Räubereien seiner Truppen gewöhnlich Rammauf nannten), er bemächtigte sich des Klosters Lambach, und überrumpelte die Vorstadt von Wels. Nun wurde von den Ständen das Landaufgebot nach Linz einberufen, den Bürgern von Steyr aufgetragen, jene Truppen nicht in die Stadt zu lassen, und diese gut zu bewachen; sie taten es auch, baten aber um Hilfe, weil sich die Nachricht verbreitet hatte, Ramee wolle gegen Steyr ziehen, und von da an der Enns hinein nach Steiermark. Die Stadt wurde in Verteidigungsstand gesetzt, die Bürgerschaft gemustert und eingeteilt, 100 Soldaten wurden angeworben, Weiber und Kinder zur Sicherheit nach Waidhofen und in das Gebirge geschickt, die Habseligkeiten in das Schloss geflüchtet. Allein Ramee verließ am 28. Dezember Wels, und blieb über Nacht in Kremsmünster, von dort zog er nach Kirchdorf und Micheldorf, wo seine Soldaten sich sehr schlecht aufführten. Am 30. Dezember rückte er gegen Klaus vor, um über den Pyhrn in die Steiermark einzudringen, allein die Brücke dort war abgeworfen, und die benachbarten Bewohner verrammelten und verteidigten den Pass tapfer, die Bergschützen erlegten viele von diesen Truppen, welche genötigt waren umzukehren. Nun fürchtete man neuerdings für diese Gegend, Truppen kamen nach Steyr, Plankenund einBlockhauswurdenbeimGottesacker errichtet. Ramee zog aber nach Kirchdorf, von da am 4. Jänner 1611 nach Trauneck,

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