Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

237 zugestanden, und manches auch in politischer Hinsicht bewilligt wurde; Paul Trauner, Stadtrichter zu Steyr, Unterzeichnete denselben als Abgeordneter der Stadt. Am 21. Mai wurde dann zu Linz von den Ständen des Landes ob der Enns die Huldigung mit großer Feierlichkeit geleistet. Schon am 16. warendie Bürgertruppen zu Fußder sieben landesfürstlichen Städte unter Anführung des Mathäus Jahn, Bürgermeisters zu Steyr, und 100 Reiter mit blauen Röcken und weißen Schnüren unter Anführung des Andreas Gieffing, Ratsherrn daselbst, eines tapferen Mannes, dem K. Mathias nach Enns entgegengezogen; die Reiterei der Herrschaft Steyr unter dem Pfleger Stephan Schäbl wollte der städtischen den Vorrang streitig machen, allein Gieffing gab es durchaus nicht zu, und dann wurde der Einzug in Linz sehr feierlich gehalten. In diesem Jahre wurde endlich auch durch Vermittlung von Kommissären zwischen der Stadt und Herrschaft Steyr ein ordentlicher Vertrag über die streitigen Punkte wegen des Burgfriedens und der Jurisdiktion abgeschlossen; seit zwei Jahrhunderten war darüber oftmals Streit ausgebrochen, und die Sache nie entschieden worden. In Betreff der Ratswahl erschien am 30. Dezember 1609 ein k. Dekret aus Preßburg, vermöge dessen die Bürger die Wahl für 1610 nach altem Herkommen ohne Beisein der Kommissäre vornehmen durften. Ungeachtet der Protestantismus überall imLande, und auch in Steyr zu siegen schien, und diemeisten ihmanhingen, so suchten doch mehrere Äbte, und vorzüglich der Abt von Garsten sich demselben zu widersetzen, und die katholische Religion wieder emporzubringen. So wollte damals der Magistrat einen protestantischen Prediger in der Spitalkirche anstellen, der Abt aber wehrte sich als rechtmäßiger Oberpfarrer von Steyr kräftig dagegen, und forderte die Schlüssel dieser Kirche ab; der Magistrat wandte sich an die Landstände, der protestantische Gottesdienst unterblieb, aber auch der katholische konnte nicht gehalten werden; diese Streitigkeiten dauerten mehrere Jahre hindurch, viele Schriften wurden gewechselt, Berichte und Deduktionen alter Rechte gemacht, die imstädtischenArchiv in einem dicken Bande zusammengetragen sind, aber nicht viel Merkwürdiges enthalten.

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