Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

236 1608, den Wiener-Vertrag bestätigte, und seinen Bruder Mathias zum Thronfolger auch in Böhmen ernannte. Nun sollten die obderennsischen Stände ihrem neuen Herrn die Huldigung leisten, allein die meisten waren Protestanten, und verlangten zuerst Religionsfreiheit und Herstellung ihrer Privilegien. Sie versammelten sich (den Prälatenstand ausgenommen) am 30. August 1608 zu Linz, und führten ohne die Bewilligung des ErzherzogsMathias abzuwarten öffentlich in der Landhauskirche ihren Gottesdienst ein, und nach diesem Beispiele geschah es an einem Tage am 31. August in allen landesfürstlichen Städten, also auch zu Steyr. Unbekannt war noch am Vorabend diese Veränderung, aber ungeheure Freude erregte am folgenden Tage diese überraschende Neuigkeit. Zuerst predigte Valentin Lang in der Schulkirche, bald kamen mehrere Prediger an, das Gymnasium wurde wieder errichtet, und Egydius Weixelberger von Regensburg als Rektor berufen, Jakob Tydeus war Konrektor, und mehrere Lehrer befanden sich da, es blühte auch durch die Ankunft vieler fremder, adeliger und unadeliger Jünglinge bald so sehr empor, dass es der Anstalt in Linz nicht nachstand. Gegen diese voreiligen Anordnungen erließ zwar der Bischof Leopold von Passau ein Verbot; K. Mathias nahm die Sache sehr übel auf, und befahl alles wieder in den alten Stand zu setzen, die Stände hingegen beriefen sich auf den Landtag zu Preßburg, auf die versprochene Abstellung ihrer Beschwerden und Herstellung, wie es früher war, wozu vorzüglich die Wiedereinführung des protestantischenGottesdienstesgehöre.Dasieabernichtsausrichteten, so trennten sich die evangelischen Stände auf dem Landtage zu Wien von den katholischen, versammelten sich inHorn, und sandten von da Abgeordnete an dieselbenmit demAuftrage, sie zur Verweigerung der Huldigung zu bewegen. Auch die obderennsischen Stände befanden sichinHorn,undunterdiesenwareinAbgesandtervonSteyr,Christoph Kirner. Schon schien es zwischen den Ständen und K. Mathias zum offenen Kriege kommen zu wollen, da jedoch diesen die Umstände drängten, und selbst hohe Personen als Vermittler auftraten, so wurde endlich am 19. März 1609 der berühmte Vertrag abgeschlossen, wodurch den Protestanten in Österreich die Religionsfreiheit

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