Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

235 zugrunde. Damals war auch eine Leiche in der Stadt, man konnte sie nicht in den Gottesacker hinaufbringen, und wollte sie in der entweihten Margarethen-Kapelle oder in der Gruft begraben, es wurde aber nicht bewilligt, und die Leiche musste nach Garsten gebracht werden 116). 1606wurde vomErzherzogeMathiasmit den aufrührerischen Ungarn und mit Botskay, dem Fürsten von Siebenbürgen, am 23. Juli zu Wien Friede geschlossen, in dem Mathias im Namen des Kaisers Rudolph den Protestanten Gewissensfreiheit zugestand, und sie für Ämter fähig erklärte. Der Kaiser wollte aber den Vertrag nicht genehmigen, wodurch die ohnehin seit längerer Zeit zwischen ihm und Mathias obwaltende Spannung noch verstärkt wurde. Der Kaiser ernannte nun auch auf Anraten des spanischen Hofes den Erzherzog Ferdinand von Steiermark mit Hintansetzung seines Bruders Mathias zu seinem Nachfolger, wodurch die Kluft immer größer wurde. Dieser versammelte nun am 1. Februar 1608 auf dem Landtage zu Preßburg die Stände Ungarns und Österreichs, unter letzteren war auch ein Abgesandter der Stadt Steyr, Andreas Gieffling. Es wurde da ein Bündnis gegen alle geschlossen, welche dem Wiener-Vertrage entgegen sein würden, oder die Bundesländer angreifen wollten. Den ungarischen Protestanten wurde freie Religionsübung und manches Vorrecht gestattet; später traten auch die Stände Mährens diesem Bunde bei. K. Rudolph erklärte sich zwar nun für den Vertrag von Wien, wollte aber die zu Preßburg gefassten Beschlüsse vernichten, allein die Verbündeten achteten gar nicht auf ihn. Man griff nun zu den Waffen, der Erzherzog Mathias rückte mit einem Heere, wozu die Stände ob der Enns 1500 Mann gestellt hatten, nach Znaim, wo eine Versammlung gehalten werden sollte, um die Streitigkeiten beizulegen; von da brach er aber schnell nach Böhmen auf, und erschien vor Prag, wo K. Rudolph residierte, an welchen nun auch die böhmischen Protestanten ungestüme Forderungen machten. Er war gezwungen nachzugeben, und es wurde ein Vergleich abgeschlossen, vermöge dessen K. Rudolph an Mathias Ungarn, Mähren und Österreich abtrat, am 17. Juni 116) Städtisches Archiv.

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