Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

234 der Wiederstellung. Die Reibungen zwischen den beiden Parteien dauerten aber immer fort, und 1601 als Wilhelm Heller Abt zu Garsten war, geschah wieder ein großes Spektakel zu Steyr. Am St. Markustage hielt nämlich die Geistlichkeit die Prozession von Garsten herein; dies war für so viele etwas ganz Neues; mehrere Burschen und herrenlose Soldaten versammelten sich, um derselben zuzusehen. Als sie nun zum Gilgentor kam, wurde dieselbe von dem Gesindel unvermutet überfallen, mit Steinen geworfen, verjagt, die Fahnen wurden zerrissen, die Bücher verstreut, der unlängst zuvor eingesetzte Pfarrer, Johann Widersperger, schwer verwundet, sein Gewand zerhauen, und ein anderer Konventuale von Garsten über den Abhang in die Enns gejagt, welcher doch glücklich entkam. Die Täter retteten sich durch die Flucht, und wurden nicht ergriffen, die Stadt bezahlte dem Abte für den erlittenen Schaden 200 fl. Wegen dieser Tumulte und des Ungehorsames des Magistrates wurden für das Jahr 1602 keine Wahlen bewilligt, und die alten Räte blieben. Mehrere reiche Bürger, welche ihrem Glauben treu bleiben wollten, zogen in diesem Jahre von Steyr weg nach Regensburg, unter ihnen war Hieronymus Händl, Karl Eisenhammer, und Thomas Winkler samt ihren Familien. Noch andere hatten den nämlichen Entschluss gefasst, da ließ das Reformationswesen 1604 wieder etwas nach, während der Unruhen und des Krieges in Siebenbürgen, der sich näher gegen Österreich zog. Bei den Ratswahlen waren nun immer k. Kommissäre zugegen, da aber die überwiegende protestantische Partei keinen Katholikenwählte, sowurden die Erwählten in der k.Wahlbestätigung öfters geändert, und statt der Protestanten Katholiken ernannt, so für das Jahr 1605 Sebastian Königsdorfer, Apotheker, Mathias Schützenberger, ein garstnerischer Beamter, und Georg Ehrnwein, Lederer, auch zu den Ämtern wurden Katholische angestellt. 1605 am10. August warwieder eine großeÜberschwemmung, in der alle drei Brücken weggerissen wurden, und die Hammerwerke nebst andernWerkstätten vielen Schaden erlitten. Ein armerMann aus demSpital,derBrotinderStadtgesammelthatte,warebenaufderBrücke überdieSteyr,alsderAndrangderWogensiewegriss,ergingerbärmlich

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