Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

231 Im Jänner 1599 nahmen nun auch die protestantischen Predigermit ihrenGattinnen undKindern bei heftiger Kälte und unter großer Trauer der Bürger ihren Abzug von Steyr; der Pfarrer Lampel und Diakonus Andreas Renmann begaben sich nach Wittenberg, der Prediger Joachim Müller blieb als solcher bei dem Freiherrn Wolf Jörger zu Atzbach, Balthasar Richter ward Superintendent zu Eisfeld in Franken. Der Abt von Garsten nahm nun wieder Besitz von der Pfarrkirche, zum provisorischen katholischen Pfarrer wurde ein Mitglied dieses Stiftes, Augustin Schwarzhans, ernannt. Am 21. Februar wurde im Beisein des Landeshauptmanns vomWeihbischofe zu Passau dieKirche eröffnet, ausgesöhnt undneueingeweiht, undwieder der erste katholische Gottesdienst in derselben gehalten. Während desselben wurde ein Stück Ziegel durch das Fenster in denChor geworfen, welches beinahe den Landeshauptmann getroffen hätte; der Täter konnte ungeachtet aller Untersuchungen nicht entdeckt werden. So war wohl der katholische Gottesdienst wieder eingeführt, aber die Menschen selbst waren noch nicht bekehrt, und öfters gab es unruhige Auftritte, vorzüglich gegen die Geistlichen von Garsten und ihre Beamten, selbst in der Pfarrkirche; daher auf Befehl des Landeshauptmannes zwei Kommissäre beim Gottesdienste erscheinen, und achthaben mussten, ob alles in der gehörigen Ordnung geschehe, sie wurden immer mit Wache in die Kirche und aus derselben begleitet. Am Osterdienstag fiel ein Ereignis vor, welches schrecklich hätte enden können; die Kommissäre speisten im Pfarrhofe mit mehreren Gästen; im Friedhofe nahe demselben hatten sich viele Burschen versammelt, und unter ihnen war ein unbekannter, fremder Soldat. Die Gäste zeigten denselben Trinkbecher und Büchsen heraus, und fragten, ob sie Lust hätten daraus zu trinken. Diese antworteten mit einer Herausforderung, man wies ihnen aber aus dem Pfarrhofe Hellebarden und Röhren. Dies erregte einen Lärm und Zulauf; der Magistrat kam wohl sehr bald um Ruhe herzustellen, allein indessen hatten schon einige aus dem Pfarrhofe auf die versammelte Menge geschossen, und drei verwundet, von denen einer bald darauf starb. Nun wollte der Pöbel das Gebäude stürmen, der Rat suchte auf alle mögliche Weise denselben zu beruhigen, würde

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