Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

230 werden. Den Pfarrer, diesen abtrünnigen Mönchen, der seine Verbrechen selbst eingesteht, sollen sie festhalten. Als dieses der Bürgerschaft bekannt gemacht wurde, beschloss man, nochmals eine dringende Vorstellung dagegen einzureichen, dies geschah auch, und nun war durch zehn Monate Ruhe, weil der Landeshauptmann heimlich die ganze Sache nach Hof gelangen ließ. Die Bürger glaubten daher, es sei alles abgetan, und blieben bei ihrem Gottesdienste, sie wurden wohl von einigen gewarnt, achteten aber nicht darauf. Plötzlich gegen Ende Novembers erschien eine k. Resolution, vermöge deren die Steyrer zu einer Strafe von 8000 Dukaten verurteilt wurden bei Verlust ihrer Privilegien, und bei Strafe an Leib und Gut. Ferner sollten sie alle Prediger abschaffen, die öffentliche und heimliche Ausübung des protestantischen Gottesdienstes abstellen, die Schlüssel der Pfarr-, Spital- und Bruderhauskirche samt demUrbariumund den Stiftsbriefen nach Linz abliefern, über die geistlichen und Stiftsgüter genaue Rechnung ablegen, und dem katholischen Pfarrer keine Hindernisse machen. Durch ein besonderes Dekret wurde Wolfgang Lampel aus Rücksicht seines hohen Alters, obwohl er eine größere Strafe verdient hätte, aus Österreich auf immer verwiesen. Dieses Dekret bewirkte eine große Aufregung unter den Bürgern, sie schrien, sie seien dem Kaiser mit Leib und Leben verpflichtet, aber in Ansehung ihres Gewissens nur Gott, führten aufrührerische Reden, und man besorgte einen Aufstand. In ihrer Hartnäckigkeit bestärkte sie der Wahn, dass es nicht der Wille des Kaisers sei, sondern nur vom Landeshauptmanne herrühre, allein sie wurden bald vom Gegenteil überzeugt, als von Prag aus in Linz ein k. Befehl erschien, wodurch die protestantische Religion im ganzen Lande abgeschafft, die Prediger verwiesen, und nur dem Adel in seinen Schlössern für sich diesen Gottesdienst auszuüben gestattet wurde. Nun machten endlich die Bürger von Steyr aus der Not eine Tugend, die Pfarrkirche wurde geschlossen, die Schlüssel derselben nach Linz übersandt, und wegen des Straffalles wurden einige tausend Gulden erlegt. Noch ist von diesem Jahre 1598 zu bemerken, dass am 17. August eine große Überschwemmung war, welche alle drei Brücken wegriss.

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