Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

228 16. Februar 1597 schriftlich an den Rat zu Steyr mit der Bitte, derselbe möge sich seiner erbarmen, für ihn Bürgschaft leisten, und ihn so aus seiner Gefangenschaft befreien. Die Bürger erfüllten auch sein Verlangen, und brachten es durch ihre Fürbitte dahin, dass er von den Bauern entlassen wurde, wofür er sich auch immer der Stadt sehr dankbar zeigte. Auch der Burggraf entging ihrer Rache nicht, er fiel auf einer Reise in Unterösterreich in ihre Hände, sie banden ihn an einen Wagen, und schleppten ihn einige Zeit über Kot und Stein fort. Er rettete damals nur mit Mühe sein Leben, und starb später 1620 zu Znaim in Mähren. Nun nahte aber der Untergang der rebellischen Bauern, die Stände unter der Enns schickten zuerst ein paar tausend Mann gegen dieselben, welche balddemAufruhr einEndemachten; nunbeschlossen auch die Stände ob der Enns Gewalt zu brauchen, und sandten den OberstenGotthard vonStarhembergmit 500 SoldatengegendieBauern, und zur Vollführung der k. Dekrete. Bald wurden sie entwaffnet, die Rädelsführer hingerichtet oder zur weitern Untersuchung aufbehalten, unter welchen letzteren auch der Täsch von Pettenbach war. Eine k. Kommission wurde zu Linz errichtet, die Beschwerden zu untersuchen, und die Herrschaften mit den Untertanen auszugleichen. Indessen zog auch der Landeshauptmann herum, den katholischen Patronen wurden ihre Kirchen wieder übergeben, diese mit katholischen Priestern besetzt, und die Reformation überall, so viel als möglich war, vorgenommen, aber die protestantischen Stände widersetzten sich, so gut sie konnten. Auch in Steyr begann nun die Sache ernster zu werden; der Abt Martin von Garsten kündigte dem protestantischen Pfarrer, Wolfgang Lampel, die Stadtpfarre auf, und bestimmte ihm eine Frist zur Abreise; er wollte dann die Kirche mit katholischen Priestern besetzen. Die Bürger aber widersetzten sich, und beriefen sich darauf, dass die Pfarrkirche von ihnen, nicht von Garsten, erbaut worden sei; die Ausübung der protestantischen Religion dauere schon seit langer Zeit unter drei Landesfürsten und römischen Kaisern, und sie wollen sich in derselben nicht stören lassen. Der Abt konnte sie dazu nicht zwingen, und machte die Sache bei dem Landeshauptmann anhängig.

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