Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

227 belagern, und an dem Burggrafen fürchterliche Rache zu nehmen. Der Pfarrer zu Pettenbach meldete zuerst, und bald darauf die Kirchdörfer der Stadt Steyr diese drohende Gefahr, und den beschlossenen Überfall 115). Und wenige Tage darauf, am 1. Dezember, rückten auch die Bauern schon unter Anführung eines Wirtes von Pettenbach, namens Täsch, vor die Stadt, und lagerten sich imWalde beim Stadelmayer, und um den Gottesacker. Fast zu gleicher Zeit kamen 5000 rebellische Bauern aus Unterösterreich heran, und schlugen ihr Lager jenseits des Ramingbaches auf dem Wachtberge auf, hemmten alle Zufuhr und jeden Verkehr. Sie schickten auch einige in die Stadt an den Rat und die Gemeinde, mit dem Begehren, die Bauern frei in dieselbe hineinzulassen, und sich mit ihnen zu verbinden, sonst würden sie gegen die Stadt Gewalt brauchen. Allein der Rat schlug es ihnen ab, ermahnte die Rebellen zum Gehorsam gegen die Obrigkeiten und den Landesfürsten, und rüstete sich zur Bewachung und Verteidigung der Stadt, jedoch erlaubte er, um größeres Unglück zu verhindern, dass sich die Bauern aus dem Steyr- und Ennsdorfe Speise und Trank friedlich abholen durften. Da sie aber nun sahen, dass sie nichts ausrichten würden, und eine große Kälte einbrach, zogen sie am fünften Tage nach ihrer Ankunft wieder ab, der Wirt von Pettenbach begab sich mit den Seinigen nach Sierning und Wels; der andere Haufen zerteilte sich. Die Bürger von Steyr erhielten vom Landeshauptmanne und den k. Kommissären wegen ihrer Treue eine Belobung. Der Aufruhr war aber noch nicht gestillt, und tobte noch in der Nähe fort; 8000 Bauern belagerten Herrn Wilhelm Sermann in seinem Schlosse zu St. Peter bei Seitenstetten, erstürmten dasselbe, rissen ihn, der krank war, aus dem Bette, misshandelten ihn sehr, hielten ihn drei Wochen gefangen, und zwangen ihn einen Revers auszustellen, dass seine Untertanen sich mit den ändern Bauern verbinden dürfen, ihre Freiheiten hergestellt, und sie gut behandelt würden. Sie verlangten darüber auch Bürgschaft von ihm, daher wendete er sich am 115) Städtisches Archiv.

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