Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

225 zu erkennen gab. Von dieser Zeit an bis 1609 wohnten allezeit Kommissäre den Wahlen bei, entweder der Landeshauptmann, Vizedom, oder der Abt von Kremsmünster. 1594 herrschte große Furcht vor den Türken; das Gebet zur Abwendung der Gefahr wurde überall eingeführt, um 12 Uhr Mittag die große Glocke geläutet, und jedermann musste, wo er immer war, zu Hause oder auf der Gasse auf die Knie niederfallen, und mit entblößtemHaupte das Gebet verrichten. ErzherzogMathias zog gegen die Türken, die adeligen Bürger von Steyr schickten zu diesemFeldzuge 21 ausgerüstete Reiter, von denen aber nur wenige zurückgekehrt sind. Als aber auch die Hauptfestung Raab den Türken übergeben wurde, stieg die Furcht ihrer Ankunft noch mehr, und eine neue Verteidigungsordnung wurde eingeführt; das Schloss zu Steyr, Enns, Kronstorf, Steinbach, Spital, der Spering bei Windischgarsten wurden in dieser Gegend bestimmt, wo Lärmfeuer brennen oder Schüsse geschehen sollten bei Annäherung des Feindes; als Zufluchtsorte gegen seine Streifparteien sollten Enns, Steyr, Klaus, Spital u. s. w. dienen. Die Gefahr rückte aber nicht näher, ja im folgenden Feldzuge 1595 gewannen die k. Truppen eine Schlacht bei Gran, eroberten diese Hauptfestung, und drängten die Türken zurück. Dies war nun vorüber, aber eine andere Gefahr trat nun ein; was schon lange im Verborgenen glimmte, und dort und da in Flammen aufzuckte, kam nun zum völligen Ausbruche. Der rebellische, störrische Sinn der Bauern, der sich früher größtenteils gegen die Geistlichkeit gewendet hatte, wendete sich nun auch gegen die weltlichen Herren, die denselben oft genährt hatten; unter verschiedenen, meistenteils ungegründeten Klagen über Unterdrückung brachen sie in eine offene Rebellion aus, die allgemeine Bewaffnung bei der Furcht vor den Türken gab ihnen dazu Gelegenheit. Schon 1594 war ein Aufstand im Mühlkreise ausgebrochen, nun verbreitete er sich schnell im Hausruckkreise, und im Anfänge des Oktobers wurde Achaz von Hohenfeld in seinem Schlosse Peuerbach von den Bauern belagert, und mehrere Tausende sammelten sich um Grieskirchen 114). Der Landeshauptmann befahl nun den 114) L. c. S. 112.

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