Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

223 1585 wütete die Pest auch in Steyr so sehr, dass wöchentlich 20 bis 30 Personen daran starben; deswegen wurde auch die Magistratswahl auf das folgende Jahr verschoben. In diesem Jahre wurden mehrere Reformations-Versuche gemacht, und Dekrete erlassen, um die Untertanen zum katholischen Glauben zurückzuführen. Allein die Protestanten widersetzten sich, soviel sie konnten, wurden von den weltlichen Ständen unterstützt, ja selbst zum Widerstande gegen diese Dekrete und die Bemühungen der katholischen Geistlichkeit, welche dieselben durchzusetzen suchte, aufgemuntert. Der Abt zu Garsten, Johann Spindler, gab sich viele Mühe, die protestantische Religion aus den ihm untergeordneten Pfarren, und vorzüglich aus Steyr zu verdrängen. Er warf den Bürgern vor, dass sie die Pfarrkirche nach Belieben mit akatholischen Predigern besetzen, obwohl er oberster Pfarrer über dieselbe sei, und das Recht habe, die Geistlichen anzustellen, und erklärte 1586, er wolle die Kirche mit katholischen Priestern aus seinem Stifte versehen. Auch verlangte er die Absetzung undEntfernung des protestantischenPfarrers,Wolfgang Lampel, eines abtrünnigen Mönches von Garsten; allein der Magistrat weigerte sich, und ermahnte den Abt, keine gefährliche Neuerung vorzunehmen, warf ihm auch vor, dass ebendieser Pfarrer mit Wissen und Willen desselben eingesetzt worden sei, welches wohl nicht ganz unrichtig war. Allein in jener Zeit hatte der Abt nicht widerstehen können, da ihn niemand unterstützt hätte, und die Bürger alles ertrotzten. Er richtete aber auch jetzt wenig aus; die Protestanten trieben ihr Unwesen fort, ihre Prediger reizten aus Eigennutz und Fanatismus noch mehr das Volk, besonders auf dem Lande, auf; bestraft wurden sie nicht, ihr Trotz und ihre Hartnäckigkeit wuchs dadurch immer mehr. 1588 rotteten sich in der Gegend um Steyr gegen das Gebirge zu die Schmiede, Schleifer, Köhler und Holzarbeiter wegen der Reformation, die nun beginnen sollte, zusammen, und beschworen am Mittwoch vor Pfingsten eine Verbindung untereinander; am 26. Juni geschah das nämliche zu Sierning, wo der Schulmeister an der Spitze des Haufens stand, und dessen Eid aufnahm. Der Abt von Garsten ließ einige, die seine Untertanen waren, einsperren; allein sogleich erschie-

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