Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

221 Zwölftes Kapitel Von der Regierung Kaiser Rudolphs II. bis zum Tode des Kaisers Mathias, 1576 bis 1619. Dem K. Maximilian II. folgte als römischer Kaiser, König von Ungarn und Böhmen, und regierender Erzherzog von Österreich, dessen ältester Sohn, Rudolph II. In streng katholischen Grundsätzen von seiner Mutter erzogen, hing er denselben auch fest an, und wollte, wenigstens später, die protestantische Religion aus seinen Ländern vertilgen. In seinem Bemühen unterstützten ihn zwar die Äbte der Klöster und die Priester überhaupt, die nun mehr sich gegen den Protestantismus erhoben, da sie aus den Verfolgungen, welche sie durch denselben erlitten, die große Gefahr erkannten, welche der katholischen Religion und ihrer eigenen Existenz drohte, indem die Unduldsamkeit und Gewalttätigkeit unter den Protestanten gegen die Katholiken immer zunahm. Allein Rudolph richtete wenig aus; die Anhänger der lutherischen Religion waren schon zu zahlreich und mächtig, und er selbst viel zu kraftlos, sie zu bändigen; auch verhinderte die Uneinigkeit zwischen ihm und seinem Bruder Mathias jedes kräftigere Einschreiten in dieser Hinsicht. Er gab wohl 1577, 1578 im Einverständnisse mit dem Bischofe von Passau ReformationsEdikte heraus; man leistete ihnen aber fast keinen Gehorsam, und er war nicht imstande, denselben zu erzwingen. Diese halben Maßregeln reizten oft nur die Stände und das Volk auf; es entstand Hass gegen ihn, und der rebellische Geist gegen den Landesfürsten entwickelte sich immer mehr und mehr, der später so schlechte Früchte hervorbrachte. Im Juli 1578 war die Erbhuldigung der Stände des Landes ob der Enns zu Linz angeordnet, und die sieben Städte wurden mit ih-ren Bürgern zum feierlichen Empfange des Kaisers nach Enns beschieden. Der Magistrat zu Steyr ließ daher am 11. Juni die Bürgerschaft mustern, und wählte aus derselben 360 Mann aus, welche in zwei Fahnen geteilt, unter zwei Hauptleuten, ebenso- vielen Leutnanten und Fähnrichen standen, und stattlich ausgerüstet waren. Linz stellte 150, Wels 120, Enns 110, Freistadt 90, Gmunden 53, Vöcklabruck 22 Mann, zusammen 905. In Enns war allge-

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