Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

218 In Steyr schlichen sich damals einige Wiedertäufer und andere Ketzer ein; an der Spitze der ersteren stand ein Schuhmacher am Dachsberg bei Sierning, und ein Schneider im Dorfe Stein, zwischen Steyr und Gleink, wo vorzüglich die Wiedertäufer aus Mähren ihren Schlupfwinkel hatten. Da ihre Anhänger in der Stadt sich auf vielfältige Ermahnungen und Belehrungen nicht bekehrten, so wurden sie aus derselben verwiesen, jedoch mit dem Versprechen, sie im Falle ihrer Bekehrung wieder aufzunehmen; andere aber gaben ihre Irrtümer auf. Gegen Ende dieses Jahres wurde zu Linz ein Landtag gehalten, bei dem sich K. Maximilian einfand; er bewilligte am 7. Dezember dem Herren- und Ritterstande, und am 18. den landesfürstlichen Städten, also auch Steyr, die freie Ausübung des protestantischen Gottesdienstes. Den Ständen wurde hierzu der Gebrauch der Landhauskirche gestattet 112). 1569 wütete die Pest sehr stark in Steyr und in der Umgebung; daher wurde der Gottesacker beim Bruderhause mit Leichen überfüllt und sehr umgegraben, sodass einmal ein großes Stück desselben samt der Mauer und vielen noch unverwesenen Leichnamen gegen den Steyrfluss hinabrollte. Der Magistrat suchte nun einen größeren und bequemeren Ort zu einem Gottesacker aus, und kaufte dazu ein Feld auf dem Berge oberhalb des Steyrdorfes (wo er jetzt noch ist). Man begann diesen Platz mit einer Mauer einzuschließen, aber erst 1584 war er zum Gebrauche vollendet. Im folgenden Jahre, 1570, war eine sehr große Hungersnot, und die Pest dauerte fort, sodass sogar die Wahlen aus Furcht der Ansteckung unterlassen wurden. Auch brannte am Ostermontage Waidhofen an der Ybbs ab, das Schloss, die Kirche und alle Häuser gingen in den Flammen auf, welches auch den Steyrern, die stets im Verkehre mit ihnen waren, vielen Schaden brachte. 1571 starb Basilius Kammerhofer; ihn ersetzte der junge, aber gelehrte Prediger Joachim Müllner. Auch der Rektor Thomas Pagäus verließ dieses Leben am 28. Oktober; an seine Stelle kam 112) Geschichte des Stiftes St. Florian, von Stülz. Linz 1835, Seite 90.

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