Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

20 Zu welcher Zeit die alte Pfarrkirche erbaut wurde, ist unbekannt; in einem Ablassbriefe von Rom 1287, im zweiten Jahre des Papstes Honorius IV., wird dieser Kirche St. Aegydi und Kolomanni gedacht. Sie war eine Filiale von Garsten, wurde 1305 mit allen Pfarr-Rechten vom Magistrat und von der Bürgerschaft dem Abt Ulrich von Garsten und dem Konvente alldort für immerwährende Zeiten förmlich übergeben, und 1437 zu einer gänzlich selbstständigen Pfarre erhoben. Da aber damals die Zahl der Bewohner sich immer vermehrte, so wurde die Kirche zu klein; die Bürger ließen sie niederreißen, und begannen auf demselben Platz den Bau einer neuern 1443. Hanns Puxbaum war der Baumeister, starb aber 1454; ihm folgte Martin Kronschach, welcher der Untreue beschuldigt wurde; dann Wolfgang Denk, Steinmetz, welcher 1515 starb, und dessen Monument noch im Pfarrfriedhof zu sehen ist. Hanns Schwedchorer vollendete endlich fast ganz den Bau 1522, also nach 79 Jahren. Aber eben in diesem Jahr entstand eine große Feuersbrunst, welche auch die Kirche ergriff, und sehr beschädigte. Sie wurde wohl wieder hergestellt, aber nicht vollendet. Denn die Baumeister erklärten, die Säulen seien zu verdorben, als dass sie die Gewölbe tragen könnten, deren Bau daher auch unterblieb. Das große Portal wurde 1554 erbaut. Zuerst war auf dem Hochaltar der heil. Aegydius und Kolomannus, auch noch nach 1522; aber zur Zeitdes herrschenden Luthertums wurde der Altar oder doch das Bild von Adam Freiherrn von Hoffmann, Burggrafen zu Steyr, hinweggenommen, und ein anderes, wahrscheinlich wie das jetzige, aufgestellt; dieser Hoffmann starb 1573. 6) 1605, zur Zeit der katholischen Reformation, stellten die k. k. Kommissäre den Magistrat über diese Veränderung zur Rede, welcher sich aber damit entschuldigte, dass es schon lange so wäre, und er keine Schuld daran hätte. Von 1545 bis 1600, wohl auch noch später, wurde darin mit kurzen Unterbrechungen der protestantische Gottesdienst gehalten. 1587 wurde eine neue Orgel gemacht. Endlich 1628 begann der Abt Anton II. von Garsten die Vollendung der Kirche. Er ließ viele Epitaphien der Protestanten hinausbrin6) Siehe Prevenhubers steyrische Annalen S. 247, 289.

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