215 Religionsunruhen und Streitigkeiten bewegt, in welchen schweren Verhältnissen er sich mit Kraft, Klugheit und Gewandtheit benahm. Ihm folgte in der Regierung sein ältester Sohn Maximilian II. (geboren zu Wien am 1. August 1527, in Spanien erzogen), welcher schon 1562 am 20. September zum Könige von Böhmen, am 24. November zum römischen Könige, und am 8. September 1563 zum Könige von Ungarn gekrönt worden war; er wurde nun römischer Kaiser, und vereinigte diese drei schönen Kronen auf seinem Haupte. Ferdinand I. hatte ihm in seinem letzten Willen auch die Regierung von Österreich vermacht; seinem zweiten Sohne Ferdinand hatte er Tirol und die auswärtigen Provinzen bestimmt; er war der Gemahl der schönen und geistreichen Philippine Welser, aus einem edlen Geschlechte Augsburgs. Karl, der dritte Sohn, erhielt Steiermark, Kärnten und Krain. Von diesen stammten nun die drei Linien von Österreich, Tirol und Steiermark ab. Maximilian II. neigte sich zum Protestantismus hin, stellte Grundsätze derDuldung auf, und erlaubtemehrerenAdeligen imLande unter der Enns die Ausübung des protestantischen Gottesdienstes auf ihren Schlössern. Er würde wohl noch weiter gegangen sein, wenn sich nicht der Papst entgegengesetzt hätte. Unter seiner Nachsicht blühte nun diese Religion vorzüglich, und ihre Anhänger traten öffentlich und ohne Scheu auf. Die Bürger von Steyr beriefen aus Wittenberg selbst einen Prediger, Basilius Kammerhofer, von Aflenz in Steiermark gebürtig, der damals zu Freiberg in Meißen sich befand; er kam hier an, und wurde 1566 öffentlich auf der Kanzel der Pfarrkirche der Gemeinde vorgestellt, und in sein Amt eingesetzt. Er war ein gelehrter und beredter Mann, rühmte öffentlich die Bürger der Stadt, dass sie zuerst den Mut gehabt hätten, von Wittenberg, dem Sitze der reinen, protestantischen Lehre, sich mit vielen Unkosten einen ordentlichen Prediger zu verschaffen, welcher den Gottesdienst ganz nach der wittenbergischen und sächsischen Ordnung einführen könnte. In diesem Jahre unternahm auch der alte Solyman wieder einen Feldzug gegen Ungarn; K. Maximilian II. bot alles auf, eine große Armee zusammenzubringen, und wollte selbst zu Felde ziehen.
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