Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

214 kirche war damals schon ein protestantischer Prediger angestellt, Jakob Tolhammer; ihm folgte bald hernach David Tullinger. Mehrere Bürgerssöhne von Steyr studierten in dieser Zeit in Wittenberg, dem Hauptsitze der protestantischen Theologen, um die Grundsätze derselben sich nach ihren Lehren anzueignen. Es waren zu diesem Zweck sowohl in der Stadt Steyr, als in Wittenberg für Söhne der steyrischen Bürger bedeutende Stipendien gestiftet. Im städtischen Archiv findet sich noch die Korrespondenz der Universität vonWittenbergmit demMagistrate zu Steyr wegen der Verteilung der Stipendien vor; jene forderte auch denselben auf, einen Beitrag zur Erbauung eines Spitals für arme Studierende zu liefern. Auch mit der Universität zu Leipzig stand Steyr im Briefwechsel, welches wegen des so sehr emporblühenden Protestantismus im Auslande bekannt und beliebt war. Zu den Steyrern, welche in Wittenberg studierten, gehören vorzüglich Johann Schreyer, der Sohn eines Tischlers, der ein städtisches Stipendium genoss, mehrere Jahre dort die Theologie hörte, und nach seiner Rückkehr 1564 zum protestantischen Prediger im Spitale, und dann in der Stadtpfarrkirche bestimmt wurde; ferner Georg Immerhofer, Sohn des Stadtzimmermeisters, der sich sogar ohne Wissen des Magistrates und seines Vaters mit einer Verwandten des Melanchthon und Luther verheiratete. Im Jahre 1562, als eine heftige Seuche auch in Steyr wütete, starb plötzlich der Pfarrer Lorenz Twenger in der Nacht des Fronleichnamsfestes; ihm folgte in dieser Würde Wolfgang Prenner, Mitglied des Stiftes Garsten, der wie seine beiden Kooperatoren, Wolfgang Pündter und Hanns Müllwaldter, vom nämlichen Kloster, der protestantischen Religion anhing. 1564 am 18. Juli starb Hanns Hoffmann, Freiherr, Burggraf in Steyr, welcher bei K. Ferdinand in großem Ansehen stand, und deswegen vielen Einfluss auf die Stadt hatte; ihm folgte als Burggraf sein Sohn Adam. In diesem Jahre starb auch Kaiser Ferdinand I. selbst zu Wien am 25. Juli, im 62. Jahre seines Alters, an einem Fieber. Seine Regierung hatte ziemlich lange gewährt, und war immer von Kriegen,

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