Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

213 Während dieses Jahres starb auch zu Steyr der erste lateinische Rektor, Andreas Kuttner, welcher der protestantischen Religion zugetan war, und mehrere Jahre hindurch die Schule geleitet hatte, welche um diese Zeit errichtet wurde, und unseren jetzigen Gym-nasien ähnlich war. Er wurde auf dem Friedhofe bei der Stadtpfarrkirche begraben. An seine Stelle trat als Rektor Thomas Pagäus, von Landshut gebürtig, ein Schüler des berühmten Melanchthon zu Wittenberg. Wo damals das Schulhaus war, ist nicht bekannt, aber beiläufig seit 1559 diente das ehemalige Dominikanerkloster zum Schulgebäude. Dieses war schon in der großen Feuersbrunst 1522 fast gänzlich zerstört worden, die Mönche hatten zur Herstellung desselben kein Geld, da sie kein gestiftetes Einkommen besaßen, und nur vom Almosen und ihren Sammlungen lebten; sie hatten viele Schulden gemacht, zum Kloster gehörige Gründe und Gebäude (damals Brandstätten) verkauft, sogar den Kirchenornat versetzt. Die Bürger, welche größtenteils protestantisch gesinnt waren, unterstützten dieselben nicht mehr, und ließen sie darben; die Mönche wurden aus Mangel an Unterhalt immer weniger, und zogen endlich um 1543 ganz von Steyr weg. Die Bürger hatten dieses längst gewünscht, und baten nun den K. Ferdinand, ihnen das Kloster, das noch in Ruinen lag, zu übergeben, welches auch geschah. Er übergab dasselbe am 22. Februar 1559, samt dem öden Platze vor demselben, den Bürgern mit der Bedingung, es aufzubauen, und zu einer Schule oderWohnung für arme Kranke herzurichten; er erlaubte ihnen auch einen Priester aufzunehmen, welcher in der Kirche den Gottesdienst halten könnte; jedoch wurde den Dominikanern die Wiedereinlösung ihres Klosters gegen Ersatz der aufgewandten Baukosten und der von den Bürgern bezahlten Schulden derselben Vorbehalten. Das Gebäude erstand nun bald aus seinen Ruinen, wurde zur lateinischen Schule unter protestantischen Lehrern verwendet, und in der Kirche statt des katholischenGottesdienstes der lutherische eingeführt. Sie blieb auch lange ein Hauptsitz desselben, und hieß gewöhnlich die Schulkirche 111). Auch in der Spital111) Nach Prevenhuber, Seite 273, und Berichten im städtischen Archive.

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