Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

210 VI. Abschnitt. Von der Einführung des Protestantismus in Steyr bis zum Tode des Kaisers Mathias, 1545 bis 1619. Elftes Kapitel Von 1545 bis 1576, bis zum Tode Kaiser Maximilians II. In den benachbarten Burgen und Schlössern, selbst in den Klöstern hatte in dieser Zeit die lutherische Religion sehr zugenommen, und bald genug war dieses auch in Steyr der Fall; schon 1545 begann der damalige Pfarrer Wolfgang Waldner, Konventual von Garsten, öffentlich auf der Kanzel die Zeremonien und gottesdienstlichen Einrichtungen der katholischen Kirche als arge Missbräuche zu schildern und anzugreifen, die Zuhörer von derselben weg, bloß an die heilige Schrift anzuweisen, und so das Luthertum zu predigen. Er nahm zwar selbst noch keine bedeutende Veränderung in der Liturgie vor, legte aber doch den Grund dazu, und man schritt immer weiter, die Zahl der Protestanten vermehre sich ungemein, und seit diesem Jahre bis 1621 diente die Pfarrkirche mit wenigen Unterbrechungen zum Versammlungsplatze derselben und zur Ausübung ihres Gottesdienstes. Zwar eiferte noch immer der Burggraf Hoffmann dagegen; allein nach seiner eigenen Aussage war keine Stadt damals am Hofe berüchtigter, als Steyr, wegen Vernachlässigung der alten Kirchenordnung, der Fasttage und der vielen Neuerungen; seine Ermahnungen und Warnungen waren jedoch größtenteils fruchtlos, ungeachtet es mit der Sache der Protestanten in Deutschland schlecht aussah, indem K. Karl V. dieselben bei Mühldorf 1547 gänzlich geschlagen, und ihre vornehmsten Anführer gefangengenommen hatte. Karl V. schrieb dann einen Reichstag nach Augsburg aus, um die protestantischen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen; daher versammelten sich am1. September 1547 in der Stadt Steyr Ausschüsse der Stände von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, 17 an der Zahl, und erwählten als ihren Präsidenten den Georg Teufel, aus Wien. Der hauptsächlichste Gegenstand ihrer Beratungen, welche bis zum 20. September dauerten, war, Gesandte an den Kaiser und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2