Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

209 1541 und 1542 wütete eine heftige Seuche in Österreich; in Wien allein sollen bei 40.000 Menschen gestorben sein. Auch in Steyr war die Sterblichkeit so bedeutend, dass der ohnehin schmale Friedhof zu klein ward, und man eine größere Ansteckung von den Leichnamen fürchtete; daher brachte es der Magistrat durch die Vermittlung des Burggrafen beim Abte Wolfgang zu Garsten und mit Erlaubnis des Bischofes von Passau dahin, dass ein neuer Gottesacker beim Bruderhause, auf der Seite gegen den Fluss Steyr, errichtet wurde, welcher, da viele Weichselbäume in demselben standen, auch der Weichselgarten hieß. Er wurde 1542 von Herrn Heinrich Kurz, Weihbischof von Passau, am dritten Sonntage in der Fasten eingeweiht. Am 19. November starb Hanns Fuchsberger, gewesener Bürgermeister, ein sehr reicher Mann, durch seine großen Vermächtnisse der zweite Stifter des Bruderhauses. Er vermachte in seinem Testamente der Stadt auch das Scheckenamt, von den ursprünglichen Besitzern, den Rittern von Schecken, so genannt. Mitten unter diesen Kriegsunruhen, feindlichen Einfällen und Religions-Neuerungen hatte doch die Zahl der Bürger, der Handel und die Gewerbe sehr zugenommen; vorzüglich zahlreich waren die Messerer, und der Raum in Steyrdorf ward für sie zu klein. Innerhalb der Tore konnten keine neuen Häuser mehr erbaut werden; daher fing man nun 1543 und 1544 an, außerhalb derselben auf den Feldern und Wiesen Häuser aufzuführen, welche größtenteils Messerer und andere Feuerarbeiter bewohnten. Dieser Bau wurde bis gegen 1565 fortgesetzt, und so entstand eine neue Ortschaft oder Vorstadt, von der Beschaffenheit der Gegend Wieserfeld genannt. Das Kloster Garsten hatte hier das Zehentrecht; da ihm nun durch den Bau Schaden geschah, so hielt es bei der Stadt um eine Entschädigung an, aber erst 1584 wurde ein ordentlicher Vergleich darüber abgeschlossen.

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