Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

208 Im Dezember dieses Jahres 1536 wurde auf Befehl K. Ferdi- nands eine große Versammlung der Stände der fünf österreichischen Länder zu Wien gehalten, welche bis in den März 1537 dauerte. Vorzüglich wurde über die Verteidigungsanstalten gegen die Türken, welche wieder an den kroatischen und slavonischen Grenzen sich zeigten, beratschlagt, und die Stände willigten ein, 6000 Mann auf ein halbes Jahr zu unterhalten. K. Ferdinand begehrte auch von der Stadt Steyr drei Wagen und zwölf Pferde samt Zugehör, sie schickte aber nur einen Wagen und vier Pferde nach Wien hinab, und stellte statt der Bürger, welche das Los getroffen hatte, sechzig Soldaten, denen sie auch durch zwei Monate den Unterhalt verschaffte. Am 14. Oktober verlangte K. Ferdinand in einem Schreiben an die Stadt auch noch 1000 fl. als Hilfe gegen die Türken. Der Feldzug fiel aber sehr unglücklich aus, denn diese erkämpften einen großen Sieg am 2. Dezember 1537 bei Essek in Slavonien. 1538 wurde das Rathaus fast ganz neu wiederaufgebaut, die hintere Abteilung ausgenommen. 1540 wuchs vieler und herrlicher Wein; es war ein sehr heißes und trockenes Jahr, in dem die Wälder sich entzündeten, und die Brunnen austrockneten. Es soll von Ostern bis gegen den Dezember nur einen Tag geregnet haben. Im Ennsdorf entstand wieder eine Feuersbrunst, in der viele Häuser, und vier Personen zugrunde gingen. 1541 am 11. Februar erließ der Magistrat den Befehl, dass man in Religionssachen beim alten Glauben verbleiben, der neuen Lehre entsagen, Winkelpredigten und Versammlungen abstellen, die Fasttage beobachten, und die Kinder ordentlich zur Taufe bringen soll, es scheint also die protestantische, und sogar die wiedertäuferische Lehre noch geherrscht zu haben, allein man beobachtete diese Vorschriften nicht genau, und da in diesem Jahre K. Ferdinand von den Türken bedeutenden Schaden erlitten hatte, und auf die Hilfe der Stände Anspruch machte, so hielt sogar ein Teil derselben bei ihm um Religionsfreiheit und Abschaffung mancher Missbräuche an. Die Einwilligung wurde jedoch nicht erteilt, und auf die allgemeine Kirchenversammlung hingewiesen, welche bald gehalten, und in welcher der Religionsstreit entschieden werden sollte.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2