205 erblickte man von der Stadt aus die jenseits des Ramingbaches in Flammen stehenden Häuser und Bauernhöfe, welche die Ankunft der Türken verkündigten. Die Bürgerschaft wurde aufgeboten, der Pfleger des Schlosses schloss sich mit einigen seiner Untertanen an sie, und in Vereinigung mit wenigen Soldaten zogen sie hinaus, die Furt an der Enns zu verteidigen. Ja, mehrere Bürger wagten sich mit vierzig Reitern, die aus Kärnten gekommen waren, gegen die Türken über den Ramingbach hinüber, in der Meinung, einzelne Haufen derselben zu treffen, und zu verjagen, allein sie stießen auf 10.000 Mann, retteten sich durch eine schnelle Flucht nach Seitenstetten, dann in das Schloss zu St. Peter, und kamen nach einiger Zeit wieder glücklich in Steyr an. Am 9. September, sonntags morgens, bei einem dichten Nebel und seichtem Wasser kamen die Türken bei Ernsthofen an, fanden ein Schiffchen, dessen sich die Leute zur Überfahrt bedienten, und fuhren über die Enns, während 500 Reiter durch den Fluss setzten. Sie durchstreiften die Gegend um Stadlkirchen, Dietach, Gleink undWolfern, selbst nach Losensteinleithen rückte eine Schar derselben, nur ein Jäger war im Schlosse zurückgeblieben, hatte bei den Fenstern geladene Schießgewehre aufgestellt, und feuerte auf die Türken, deren Anführer er glücklicherweise erlegte, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Die Rüstung des Türken wurde im Schlosse aufbewahrt, und zum Denkmal auf dem Platze, wo er fiel, die schöne große Linde gepflanzt, die noch an der Straße steht, aber vor einigen Jahren sehr durch den Sturm beschädigt worden ist. In Steyr war immer große Angst vor den Türken, denn sie schwärmten überall herum, plünderten und mordeten; da kam Hanns, Freiherr von Ungnad, mit 1000 geharnischten Reitern aus der Steiermark hier an, um nach Linz zu ziehen. Die Bürger baten ihn um Beistand, die Feinde in der Nähe anzugreifen, schnell wurde der Sieg erkämpft, und die Beute abgejagt sein. Allein er wollte nicht einmal 30 Reiter mit den Bürgern vereinigen, und gab vor, er müsse schnell nach Linz zu K. Ferdinand. Am folgenden Tage brach er auf, und rückte gegen Gleink; da stand eben die ausgeplünderte Kirche zu Dietach in Flammen, und in der Ferne brannte Stadl-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2