Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

204 der Fastenzeit an einer Samstagnacht in einem kleinen Hause außer der Stadt 13 Männer und Weiber in einer heimlichen Versammlung der wiedertäuferischen Lehre ergriffen. Ihre Richter waren der Stadtpfarrer Wolf Peter Hellmesser, Georg Bischover, Benefiziat zu Enns, und Hanns Rockenburger, Ratsherr. Sie mussten jeden einzeln in Beisein des Bürgermeisters und Stadtrichters befragen, und untersuchen, ob Unverstand und Einfalt oder böser Wille sie dazu verleitet habe, dieselben unterrichten und zur Besserung ermahnen, denn damals sollte auf k. Befehl eine mildere Behandlung eintreten, und nur gegen Unverbesserliche und Abtrünnige strenge verfahren werden. Sie bekehrten sich auch alle nach ordentlichem Unterrichte, und wurden frei entlassen. 1531 mussten die Kleinodien und Gelder der Kirchen und Bruderschaften nach Linz gebracht werden, nur das Notwendigste durfte zurückgelassen werden; man wollte dieselben zur Befestigung Wiens verwenden; da man wieder eine Belagerung fürchtete. Und wirklich brach 1532 der Krieg mit den Türken aus; Solyman wollte seine Drohung wahr machen, an Wien Rache nehmen, und den Kampf sogar in das Herz von Deutschland ziehen gegen K. Karl V., als den seiner allein würdigen Gegner. Er rückte an der Spitze eines Heeres von 200,000 Mann im April aus, zu Essek schlossen sich wieder 100,000 an; viele Schlösser wurden erobert, und am 10. August stand er vor dem kleinen, aber festen Städtchen Günz, welches der Held Niklas Jurischitz verteidigte. Drei Wochen wurde es mit aller Wut bestürmt, und das türkische Heer lag hier von weiterem Vordringen aufgehalten. Nur eine scheinbare Unterwerfung erfolgte am 28. August, um dem Stolze der Türken Genüge zu leisten, Stadt und Schloss blieb im Besitze des Jurischütz und seiner tapferen Schar. Währenddessen war in Österreich ob der Enns alles zur Rettung des Vaterlandes aufgeboten worden, und die bestimmten Punkte wurden besetzt. Die Bürger in Steyr mussten von jedemHause einenMann stellen, undallerProviantwurde aufgezeichnet. Baldnahte auch der in dieser Gegend von 1529 her gefürchtete Kasim Pascha mit 15,000MannaufbekanntenWegenheran,überallplündernd,mordend, und die Gefangenen mit Stricken fortschleppend. Am 8. September

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