Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

203 dort weggeschlagen. Sie zogen nun an die Enns, suchten öfters überzusetzen, wurden aber immer zurückgeworfen; verheerten die Gegend um Steyr, mordeten, plünderten, führten Gefangene weg, und begingen unmenschliche Grausamkeiten. Sie wandten sich dann von der Stadt, in die sie nicht hineinkamen, gegen die Steiermark, es wurden aber viele derselben von dem ergrimmten Landvolke erschlagen, daher zogen sie wieder zurück in das Land unter der Enns, und unser Vaterland ward frei. Vor Wien hatte unterdessen die Belagerung mit Wut fortgedauert, kühn war der Angriff und auch die Verteidigung; am 14. Oktober war der heftigste, aber auch letzte Sturm, allein er missglückte wie die früheren. Am Tage darauf befahl Solyman den Abzug; der Widerwille der Janitscharen, die Klagen der asiatischen Truppen über Kälte und Mangel an Lebensmitteln, und vorzüglich die tapfere Verteidigung waren die Ursachen dieses schimpflichen Abzuges; aber den Plan, Wien zu erobern, gab Solyman noch nicht auf, und verschob ihn nur auf kurze Zeit 110). Dieses wusste auch K. Ferdinand, und rüstete sich gegen den neuen Sturm; er forderte die Stände seiner Provinzen auf, ihre AnstaltenzurVerteidigungzutreffen.1530am14.Märzversammelten sich die Stände des Landes ob der Enns zu Linz, und bestimmten die Einrichtung und Ordnung in Ansehung der Verteidigung; sie warben eigentliches Militär auf fünf Monate, der fünfte und zehnte Mann wurde zum Schutze der Grenze Oberösterreichs aufgeboten, ein Landoberster und vier Viertelhauptleute denselben vorgesetzt, die Versammlungsplätze und Zeichen bestimmt, Sturmglocken, und auf den Bergen Feuer, bei Annäherung des Feindes angeordnet, Verhaue und Schanzen wurden angelegt, Zufluchtsorte für Weiber und Kinder in jedem Viertel bestimmt. Diese damals eingeführte Ordnung erhielt sich noch in diesemund im folgenden Jahrhunderte. Im Jahre 1530 erschienen aber die Türken nicht, sondern erst später. Während diesen kriegerischen Anstalten schlummerte nicht der Geist der Neuerung in religiöser Hinsicht, und hier und da gab es manche Szenen. So wurden in diesem Jahre in 110) Geschichte der Osmannen von Hammer, III. Bd. S. 81 bis 94.

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