Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

196 inPassau zu erscheinen, wollte sichdieser aber nicht stellen, so sollman ihn aus der Stadt und dem Lande vertreiben. Calixtus, als er sah, dass er nicht mehr bleiben, und auf den Schutz der Bürger rechnen könnte, übergab ein schriftliches Bekenntnis seines Glaubens, beteuerte seine Unschuld, schob die Ursache seiner Verklagung auf die Geistlichkeit, die ihn wegen Verringerung ihrer Einkünfte verfolgte, beurlaubte sich beim Rate, versprach sich in Passau zu stellen, und reiste fort, aber nicht nach Passau; wohin er gekommen, ist unbekannt geblieben. In dieser Zeit kam auch Sigismund Wunder, Doktor der Medizin, nach Steyr, und hielt beim Rate um die Erlaubnis an, nebst Ausübung der Arzneikunde, auch lateinisch, hebräisch und griechisch öffentlich zu lehren, ohne welche beide letztere das Wort Gottes nicht gründlich verstanden werden könne; ferner, das Alte Testament aus dem Hebräischen, und die Briefe des Apostels Paulus aus dem Griechischen zu erklären, beides wurde ihm auch bewilligt. Schon neben dem Calixtus und auch nach ihm predigte Michael Förster, Konventual von Garsten, und Pfarrer in Steyr, verdächtige Lehren, er wurde daher von seinemAbt zur Niederlegung seines Amtes aufgefordert, allein die Bürger und der Pfleger vom Schlosse nahmen sich seiner an, und erklärten, dass eine Empörung des Volkes zu befürchten wäre, wenn er nicht Pfarrer bliebe. Diesem Streite machte aber der bald darauf erfolgende Tod desselben ein Ende; doch die Neigung der Bürger zu den neuen Ansichten dauerte fort. Damals war der katholische Glaube von denselben zwar nicht verworfen, und die lutherische Lehre angenommen, die ja selbst noch nicht abgeschlossen und vollendet war, indem erst 1530 die Glaubensartikel der Reformatoren, von Luther und Melanchthon abgefasst, auf dem Reichstage zu Augsburg, welche daher die augsburgische Konfession hießen, übergeben wurden, aber manches Alte wurde doch abgeschafft, manche Neuerung vorgenommen, und gegen den Willen und die Bemühung des Abtes von Garsten festgehalten. Bald darauf ereignete sich eine andere Geschichte, welche viel ärger war, und einen traurigen Ausgang hatte. Am 15. Juni schlich sich nämlich Johann Hut, von der Sekte der

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