Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

195 des Rates und der Gemeinde. Da er aber auf Befehl seiner Vorgesetzten abreisen sollte, wandten sich die Bürger an Johann Faber, dass er demselben erlauben möchte, noch länger hier zu bleiben, und zu predigen. Er tat es auch, und wandte sich zugleich in einem Schreiben vom 3. Mai aus Enns an den Provinzial der Franziskaner, damit auch er es ihm bewilligen möchte, indem, wie er sagte, derselbe vortrefflich gepredigt, dadurch viele im wahren Glauben befestigt, und schon Verirrte wieder bekehrt habe, da der falsche Glaube bereits schon überall sich zeige. Calixtus blieb nun auch da, er sprach aber nun in einem ganz andern Tone, griff in seinen Predigten heftig die sogenannten Missbräuche der katholischen Kirche an, die Jahrtage, Totenbriefe, und viele Zeremonien, mahnte die Leute von den damals gewöhnlichenOpfernab, undbetriebdieErrichtung einer Sammlung für die Armen. Die anderen Geistlichen beschwerten sich nun bei dem Abt von Garsten, Pankraz, welcher die Bürger von Steyr zu sich rief, und ernstlich die Entlassung des Calixtus forderte, indem dieser irrige Lehren vortrüge, und die eingeführte Kirchenordnung umstoßen wolle, auch die Einkünfte der Geistlichkeit sehr verringert würden. Die Bürger lobten ihn aber wegen seiner Lehren und seines Wandels, beriefen sich auf Dr. Fabers Zeugnis, und beschwerten sich, dass schon seit Jahren weder in der Pfarrkirche, noch bei den Dominikanern ein gelehrter Prediger gehört worden sei, und von den jetzigen einer den andern zu widerlegen suche. Auch seien statt vier Seelsorgern nur mehr zwei jetzt in der Stadt. Nun wurde Calixtus in Passau verklagt, er selbst dahin vorgeladen, und den Steyrern befohlen, ihn wegzuschaffen. Allein derMagistrat wandte sich an den Landeshauptmann, und das damals versammelte Landgericht in Linz; diese baten den Administrator des Bistums, dassdieSache imLande selbst untersucht, undCalixtusnicht ungehört verdammt werden möchte; jedoch vergebens, vielmehr erging 1526 aus Speyer vom Erzherzog Ferdinand ein Schreiben nach Steyr, worin er dem Magistrate vorstellte, er habe kein Recht in Religionssachen zu entscheiden oder den Bischof von Passau in seiner Jurisdiktion zu hindern; er soll vielmehr den Calixtus bewegen

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