Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

186 Cyriak von Polheim zum Landeshauptmann ob der Enns eingesetzt. Von Linz begab er sich nach Steyr, und von da nach Graz. DasFeuerschiensichunsereStadtfastzumimmerwährenden Schauplatz auserwählt zu haben; denn kaum waren noch die beiden Vorstädte vom letzten Brande hergestellt, so brach schon wieder am 18. März 1522 um 10 Uhr früh im Stadtbad eine Feuersbrunst aus, welche vom Winde begünstigt, die nächsten Häuser rasch ergriff, das Dominikanerkloster, die Pfarrgasse, und endlich die Pfarrkirche selbst erreichte. Diese, deren Aufbau 1443 begonnen, aber in den unruhigen Zeiten K. Friedrichs IV. wenig Fortschritte gemacht hatte, war nun fast vollendet, und das hohe Gewölbe allein noch übrig. Zu diesem Zwecke standen viele Gerüste in der Kirche, welche durch die Hitze und das Feuer in Flammen gerieten, welche nun im Innern derselben emporloderten, die Altäre, deren damals zehn waren, die Epitaphen, Fenster, Gemälde, die Orgel, den kunstreich gearbeiteten Predigtstuhl und das Dach zerstörten; auch die mit vielen Kosten angeschafften Glocken zerschmolzen, und stürzten herab. In kurzer Zeit waren neben der Kirche noch der Pfarrhof, zwei Stadttore, die Bastei beim Gilgen- und Neutor, fünf Türme und 55 Häuser verbrannt. Die Bürger begannen zwar bald nach diesem großen Unglück die Wiederherstellung der Gebäude, auch den Turm der Pfarrkirche, die Orgel, Kanzel, und das Dach wurde gemacht, einige große und kleine Glocken neuerdings angeschafft, und zur Bestreitung der Ausgaben eine große silberne Monstranze, die 20 Pfund wog, verwendet, allein als man im folgenden Jahre die Kirche vollenden, die Fenster und das Gewölbe setzen wollte, wozu der reiche Daniel Straßer, Bürgermeister, eine bedeutende Summe herzugeben willens war, erklärten fremde Baumeister nach Besichtigung der Pfeiler oder Säulen, dass diese durch das Feuer so beschädigt wären, dass sie in diesem Zustande kein Gewölbe tragen könnten, sie müssten vom Grunde aus neu aufgebaut werden. Da schritt der Bau nicht mehr vorwärts, die Pfarrkirche blieb unvollendet noch über hundert Jahre, denn erst 1630 wurden die oberen Gewölbe erbaut; der Pfarrhof lag noch länger in Ruinen, nur

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