Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

180 (nach alter Sitte der Ritter zur Zeit des Faustrechtes) Fehde an, und sagte ihr auf Raub und Brand ab, so lange bis nach seinem Willen geschieht, mit den Worten: „Wohlauf mir und dir um die blutige Kappen!“ Der Rat ließ es sich vieles kosten, dieses Narren habhaft zu werden, und er wurde endlich in Prag ins Gefängnis gebracht, was aber weiter mit ihm geschehen, ist unbekannt. Montags vor St. Thomas erschienen zur Ratswahl als Kommissäre der Abt von Garsten, und Georg von Rohrbach; da fingen manche Bürger an Klagen vorzubringen, der bekannte Ulrich Prandstetter wollte auch einen Vortrag halten, allein man hörte ihn nicht mehr an; die Kommissäre befahlen Ruhe, die Wahl wurde ordentlich fortgesetzt, Andreas Köllnböck ward Bürgermeister, und Michael Kernstock Stadtrichter. Da indessen die Uneinigkeit noch nicht aufgehört hatte, und dieser teils durch den Magistrat, teils durch den Prandstetter, der diesen einer falschen Anklage beschuldigte, sogar vor den Kaiser gebracht wurde, so erschienen endlich zur gänzlichen Beilegung desselben Wolfgang von Polheim, viele Adelige und Abgesandte von anderen Städten als Kommissäre am 17. März 1511 im Schloss zu Steyr. Am folgenden Tage riefen sie den Magistrat, und die ihm treue Bürgerschaft, sowie den Prandstetter mit seinem Anhänge vor sich. Polheim erklärte den Zweck ihrer Ankunft, um die Ursache zu erfahren, warum dem k. Aufträge nicht Folge geleistet werde, und weil 35 Personen eine Klageschrift eingereicht hätten, welche er nun verlesen wolle. Der Rat begehrte die Namen der 35 zu wissen, welche größtenteils armeHandwerker waren. DieKlagepunkte waren fünfzehn, und betrafen fast ganz die früheren Beschwerden gegen den Rat. Am 19. März erschienen beide Parteien wieder im Schlosshof zum Gericht. Der Magistrat begehrte die Vollmacht der 35 zu sehen, welche im Namen der Gemeinde zu sprechen vorgaben, aber obwohl sie keine aufweisen konnten, verlangten doch die Kommissäre, der Rat soll sich verantworten. Da trat Hanns Neumüller, und eine große Anzahl der angesehensten Bürger hervor, und erklärten, sie gehören nicht zu diesen aufrührerischen Leuten, nicht die ganze Gemeinde, sondern nur diese 35 Personen klagen gegen den Rat, welche keineswegs die Stellvertreter

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