Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

172 zum Gerichte, zur Beschauung des Brotes, Fleisches, der Fische, zu Testaments-Abschlüssen, zur Aufsicht über den Handel, zu Kauf und Verkauf der Häuser u. s. f. Das fünfzehnte Jahrhundert hatte nun geendet, welches vorzüglich in seiner zweiten Hälfte so einflussreich auf das Schicksal der Stadt Steyr, der österreichischen Staaten, ja des ganzen Europa geworden ist. Steyr hatte sehr vieles in diesem Zeiträume gelitten, manches gemeinschaftlich mit dem ganzen Lande, manches auch allein.EsmussteoftseineHerrnundBesitzerwechseln,ginggleichsam von einer Hand in die andere hinüber; welche Unannehmlichkeiten dieses zur Folge hatte, wie manche vor noch nicht errungenem Rechte darauf Anspruch machten, und die Huldigung forderten, oder dasselbe einem Andern nicht abtreten wollten, und beide Teile zugleich Steuern und Gehorsam verlangten, hat die Geschichte gelehrt. Immerwährende Kriege, feindliche Einfälle im Lande, der fürchterliche Bruderzwist zwischen K. Friedrich IV. und H. Albrecht, die inneren Fehden der Ritter und Herren, der Parteien gegeneinander, des Faust- rechtes eigenmächtiges Walten und grausame Willkür zerstörten alle Ruhe und Eintracht im Lande, die Sicherheit des Handels hörte auf, und statt der stillen Arbeiten des Friedens hörte man nur vomWaffengetümmel, von Raubzügen und grausamer Behandlung der Gefangenen. Ewig gestört in ihren häuslichen Beschäftigungen, mussten die Bürger oft zum blutigen Kampfe hinaus, der um und in Steyr selbst wütete. Verwilderung und Rohheit trat ein, man war auf seine eigene Faust beschränkt zur Verteidigung; die Bande des Gehorsams wurden locker, ein Geist der Freiheit und Frechheit verbreitete sich, und brach in zahllose Rebellionen aus. Alles drohte auseinanderzufallen und zu zerbrechen. Da erschien Maximilian mit kräftiger Hand; geachtet und gefürchtet als der erste Ritter seiner Zeit, brachte er die störrischen Ritter zur Ruhe, das Faustrecht wurde aufgehoben, und obwohl noch später manche Zuckungen desselben in der Geschichte erscheinen, doch seinem Ende nahegebracht. Der größere Gebrauch des Schießpulvers, dem die Burgen der Raubritter nicht leicht mehr widerstanden, trug ebenfalls vieles dazu bei.

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