118 Steyr, wo er seinen Sitz aufschlug; H. Albrecht III. starb aber noch bevor die Untersuchungen vollendet wurden, daher wurden nun 1396und1397diesefleißig fortgesetzt.Mehr als tausendAngeklagte, die aber nicht alle von Steyr waren, sondern auch von ändern Orten hierher gebracht worden sind, standen da vor dem Richterstuhle; die Schuldigen wurden verurteilt, und dem weltlichen Gerichte übergeben. Beiläufig hundert derselben wurden zum Feuertode, andere zu ewigem Gefängnisse verdammt, viele Verdächtige oder Begnadigte, die sich bekehrt hatten, mußten immer ein Kreuz an ihren Kleidern tragen, als Zeichen der öffentlichen Buße, und um allen kenntlich zu sein. 68) Die Exekution der Verbrennung geschah auf der Au oder Wiese im Früxen-Tal (nun Kraxental genannt); die Gegend dort herum hieß deswegen auch sehr lange der Ketzerfriedhof, welcher Name noch nicht gänzlich verschollen ist. 69) DieAkten dieserUntersuchung sollen drei Bücher betragen haben, und im Stifte Garsten aufbewahrt worden sein. Bald darauf erschien ein Dekret beider Herzoge, dass diejenigen, welche es wagen würden mit Worten oder Taten sich den Anordnungen in Glaubenssachen zu widersetzen, oder jene zu beleidigen, die dem Gerichte hilfreiche Hand geboten, gefangen und den Richtern ausgeliefert werden sollen. Diese Waldenser hatten ihren Ursprung und Namen vom Peter Waldus, einem Kaufmann zu Lyon in Frankreich, welcher 1161 aufstand, und irrige Lehren verbreitete. Ungeachtet der heftigsten Verfolgungen vermehrten sich immer seine Anhänger, und erhielten sich durch Jahrhunderte. Er und seine Schüler lehrten Verachtung aller irdischen Güter, und behaupteten, Armut sei die erste Tugend. Sie hielten den Papst nur einemandern Bischof gleich, zogen gegen ihn, die katholische Kirche und Geistlichkeit los, verwarfen die meisten Sakramente, die Verehrung der Bilder, die Anrufung der Heiligen, das Fegefeuer, die h. Messe und den Ablass, hielten sich nur an die heilige Schrift, und feierten Gottesdienst in ihrer Muttersprache. Aus diesem erhellt zugleich, dass sie 68) Albrecht IV., I. Bd. S. 29. 69) Nun Pyrach genannt.
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