Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

106 In diesem Jahre wurde auch nach Aussterben der männlichen Nachkommenschaft der Przemisl in Böhmen Albrechts Sohn Rudolph zum Könige dieses Landes gewählt, und verzichtete auf Österreich, dessen Regierung nun H. Friedrich der Schöne übernahm. Da aber in Böhmen eine Rebellion ausbrach, zog Rudolph dahin, und starb schon am 3. Juli 1307, wahrscheinlich an der Ruhr, bei der Belagerung von Horazdiowicz. Nicht lange überlebte ihn sein Vater, K. Albrecht; denn am 1. Mai 1308 wurde er unweit Rheinfelden, in der Schweiz, am Flüsschen Reuß von seinem Neffen Johann und dessen Helfern grausam ermordet. Die Ursache dieser verruchten Tat war wohl, weil Albrecht als Vormünder Johanns ihm noch immer sein Erbteil vorenthielt, da er denselben wegen seines Charakters noch lange nicht zur Verwaltung desselben reif fand. Über des Mörders späteres Schicksal verbreiteten sich viele Gerüchte, aber das Wahre ist bisher noch nicht bekannt. Albrechts Söhne teilten sich wohl nun in das Erbe ihres Vaters, aber Friedrich der Schöne führte als Ältester eigentlich die Regierung. Auch er strebte nun nach der deutschen Kaiserwürde; allein 1308 am 27. November wurde Heinrich von Luxemburg zum deutschen König erwählt, und am 6. Jänner 1309 zu Aachen gekrönt. 1311 war in Steyr eine große Inquisition und Exekution gegen die Ketzer, die sich in diesen Gegenden verbreitet hatten. Sie glichen den Waldensern; andere nennen sie Lollarden und Begharden; sie trieben in nächtlichen Versammlungen gräulichen Unfug. Dieselben wurden auch Schulen genannt, weil schon Erwachsenen Unterricht erteilt wurde. Solche Schulen waren zu Steyr, Haag, Haidershofen, St. Valentin, Sierning u. s. w. 56) Der Erzbischof Konrad von Salzburg und Bischof Wernhard von Passau sandten zwei Theologen als Inquisitoren nach Steyr, welche die Untersuchung Vornahmen, und die Schuldigen zur Strafe verurteilten. Einige entflohen, mehrere wurden verbrannt, oder zum ewigen Gefängnisse verdammt; die weniger Schuldigen wurden auf dem Oberkleide mit einem Kreuze bezeichnet, welches 56) Petz, I. Bd. S. 536.

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