Über die größeren Grabmäler zu Garsten bei Steyer

48 alter. Ja man kann mit Grund annehmen, daß schon bald nach der Eroberung des Norikums durch die Römer, und vielleicht sogar noch unter Augustus die Heerstraßen in dieser neu erworbenen Provinz seyn angelegt worden, womit auch die vorher angeführte Stelle drs Sertus Ru- fus übereinstimmen würde. Ist es nun aber wohl wahr ­ scheinlich, daß man diese Straße auf der rechten Seite des Flusses würde geführt haben , wenn jenseits desselben ein so bedeutender Ort , wohl gar eine Stadt bestanden hätte, welche für das Heer eine so passende Raststelle dargebothen hätte? Sollte man nicht glaube», daß dann an dieser Stelle, oder auch schon weiter oberhalb die Straße mittelst einer Brücke wäre hinüber geleitet , und von da an am linken Ufer , so wie sie jetzt läuft , herauf ­ geführt worden? — Oder wollte man vielleicht dieser Einrede dadurch entgegnen, daß man annähme, diese Stadt hätte mittelst einer Brücke, welche schon damals über den Fluß geführt hätte, auch noch auf die andere Seite desselben sich erstreckt , so daß demnach das jetzige Oberalm in Verbindung mit dem jetzigen Hallein den Raum dieser Celtenstadt bezeichnen müßte? — Dann wäre es aber wieder zu verwundern, daß dennoch zwischen eullas und äuvsvo keine Ortschaft mehr auf der erwähn ­ ten Reisekarte angeführt )vurde. Vorzüglich aber scheint mir noch ein anderer Grund für meine Meinung zu sprechen. Der Raum, welcher von dem jetzigen Mönchs - und Schloßberge in Form ei ­ nes Halbmondes halb umschlossen, und auf der andern Seite vom Flusse begränzt wird , eignet sich auf eine so auffallende Weise zur Wohnstelle für Menschen, daß man wirklich auf den Gedanken kommen muß , daß , so lange überhaupt Ortschaften in dieser Gegend bestanden haben, auch dieser Raum für eine Ortschaft sey benutzt worden. Bedeutend ist schon dieser Vortheil, daß dieser ausge ­ dehnte Berg, welcher den jetzigen linken Stadttheil, in Form eines Bollwerkes, umschließt, vor dem Eindrin ­ gen äußerer feindlicher oder räuberischer Anfälle schützt, eine Rücksicht, welche zu einer Zeit, da die Verhältnisse des geselligen Lebens noch so wenig geregelt waren , aller ­ dings von Bedeutung seyn mußte. Nebst diesen aber wehrt eben dieser Gebirgswall auch noch ein anderes Ein ­ dringen ab, nämlich jenes der Gewässer, ein Vortheil, der ebenfalls zu einer Zeit , da dieses Thal gewiß noch weit mehr., als jetzt, versumpft, und dem Austreten der Gewässer bloßgestellt war, als von hoher Wichtigkeit sich darstellte. Sehen wir doch auch jetzt nicht gar selten, daß bei einem Austritte der Gewässer, welcher in Folge entweder eines anhaltenden starken Regens, oder auch ei ­ nes sonstigen Anschwellens der Hochwäffer im Gebirge, sich ereignet , nicht nur das ganze äußere Nonnthal und die Kleingemeinde überschwemmt ist, sondern das Wasser selbst auch in das innere Nonnthal und bis an die äußere Seite des Mönchsberges verbringt, während im inneren Sladtraume nur die zunächst am Flusse anliegende Ge ­ gend von der Fluth ergriffen wird. Und das ist auch ganz natürlich , weil nämlich nicht nur die Salzach , son ­ dern auch die Glan und der Alzbach ihre Ausströmungen machen , und überdieß auch die Salzach in der genannten Gegend, und dann auch weiter aufwärts in den Auen bis Liefering viel weiter in das Land hineindringen kann ; dagegen aber im inneren, von der Stadt besetzten Raume dem austretenden Flusse durch das allmälich , so wie es dem Berge sich naht, immer mehr sich erhöhende Erdreich bald ein Ziel gesetzt wird. Finden wir es doch als eine ganz außerordentliche Seltenheit berichtet, daß im Jahre lS93 bei einer sehr großen Ueberschwemmung das Wasser bis in die Hälfte des Marktplatzes vordrang , da wir in ­ dessen nicht eben selten die auswärtigen Fluthen viel wei ­ ter in das Land hinein sich ergießen sehen. Diese in mehr ­ facher Hinsicht günstige Lage nun, da man hier einerseits die Vortheile, welche das Vorbeiströmen eines FlusseS gewährt, benützen konnte, auf der andern Seite aber von dem Eindringen sowohl persönlicher als elementarischer Feinde geschützt war , machte diesen von dem Flusse und dem Berge eingeschlossenen Raum zu einer vorzüglich wohnlichen Stätte; und es ist zu glauben, daß schon in der frühesten Urzeit die Bewohner des Landes diese ein ­ ladende Eigenheit des Lokales nicht lange werden unbe ­ achtet gelassen, und hier eine Ortschaft, in der gut woh ­ nen ist, sich erbaut haben. Dieses sind meine Gründe, wobei ich jedoch immer wieder darauf zurückkomme, daß wegen Unklarheit der geschichtlichen Daten und Mangel an Monumenten und Documenten etwas ganz Gewisses in dieser Sache sich nicht behaupten laßt, daher denn auch die Meinung deS Herrn I. S. , obschon nicht wahrscheinlich, doch nicht außer dem Reiche der Möglichkeit liegt, so wenig als eine dritte Annahme , daß weder an der Stelle des jetzi ­ gen Salzburg, noch an der von Hallein in der vor-rö ­ mischen Celtenzeit eine Ortschaft gewesen sey. Nur aber, daß von Cäsar ein Kastell hier soll erbaut worden seyn, kann ich für keinen Fall gelten lassen. Redacteur: Giebert Kapp. Verleger: Buchhändler Vuirin Haslinger.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2