Mitteilungsblatt des Pfadfinderkorps St. Georg, Kolonne Steyr, 4. Folge, Oktober 1935

Mitteilungsblatt der Eltern und Freunde des Oesterreichischen Pfadfinderkorps „St. Georg“, Kolonne Steyr. Siehr, dtlober 1935. Erschen viertefählich. 4. Folge. Schuljugend von Stehr auf Biuf warten die 7 Pfaderer Pfadfindertum und Schule. Von P. Dr. Thomas Kogler O. F. M., Direktor der Hauptschule Vogelsang, Steyr. Das Pfadfindertum bildet eine wertvolle Ergänzung zur schulischen Erziehung. Die Schule hat ihre eigenen Vorschriften, ihre Erfahrungen und ihre Disziplin. Das Leben und die Erziehung in der Schule ist durch den zwangsläufigen Betrieb ge¬ wissermaßen einseitig und kann viele wichtige Seiten der Charakterbildung kaum oder gar nicht erfassen. Die Forderungen der Schule bewegen sich immer in ähn¬ lichen Geleisen: Fleißig lernen, saubere und richtige Hausübungen machen, Ord¬ nung halten in den Schulsachen und Kleidern, anständiges Benehmen in der Klasse und in den Schulräumen. Den größten Teil der Schulzeit ist der Schüler in die Schulbank eingespannt und hat gar nicht die Möglichkeit, sich zu zeigen, wie er wirklich ist. Der Lehrer kann daher nie ein ganz vollständiges Bild vom Charakter und den Anlagen des Schülers bekommen. Ganz andere Gelegenheiten, er¬ zieherisch einzugreifen, hat der Pfadfinderführer, wenn er die Jungens im Freien hat, etwa im Lager. Da zeigt sich der junge Mensch ganz wie er ist. Der „brave“ Schüler verliert da oft recht bald den schönen Anstrich. Es zeigt sich geringer Ordnungssinn. In der Klasse wirft er kein Papier auf den Boden, aber auf die Wiese streut er unbekümmert seine Jausenreste, läßt Papier und Kon¬ servenbüchsen liegen. Er ist nicht imstande, seinen Rucksack in Ordnung zu halten und seine Schale zu reinigen. Er zeigt gegen seine Kameraden oft recht wenig Ge¬ meinschaftssinn und Entgegenkommen, vergißt das „bitte" und „danke“ und führt gern eine rohe Sprache und hält die Höflichkeit für etwas Unwichtiges. Alles, was in der Schule dauernd gepredigt und gedrillt wird, kann der Pfadfinderführer ver¬ tiefen und für das Leben anwenden lehren und in die Wirklichkeit übertragen. Die Schule kann nur lehrhaft erziehen zur Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit, zu Mut und Ausdauer bei Schwierigkeiten und Hindernissen wie Unwetter, Kälte, Hunger und Durst. Durch klugen Wettbewerb kann gerade hierin der Pfadfinder¬ führer sehr viel beitragen, die schulischen Unterweisungen auf das wirkliche Leben anzuwenden.

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